1. Startseite
  2. Sport
  3. Fußball

DFB-Frauen: Die neuen Vorbilder

Erstellt:

Von: Frank Hellmann

Kommentare

Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg.
Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. © afp

Männer-Bundestrainer Flick sollte sich vor der Katar-WM ruhig mit Frauen-Bundestrainerin Voss-Tecklenburg austauschen, wie sie das gemacht hat: Vorbilder zu schaffen. Ein Kommentar.

Es ist unbestritten, dass Martina Voss-Tecklenburg am Tag vor dem Finale bereits in einer titelreifen Form auflief. Der Presseraum der Kultstätte Wembley war bestens gefüllt, als die Bundestrainerin Fragen nach dem historischen Überbau eines Endspiels der Endspielkonstellation England gegen Deutschland locker wegverteidigte. Was bitte sollte sie, Jahrgang 1967, denn zum Endspiel von 1966 sagen? Hat sie nicht erlebt, nur davon gehört. Trotzdem wehrt sich die 54-Jährige nicht gegen die Vergleiche zwischen Männern und Frauen. Ihre These ist ja die, dass es nur einen Fußball gibt. Ihr gefällt es genauso, einen Kick der E-Junioren beim SV Straelen anzuschauen oder ein Champions-League-Spiel des FC Bayern zu analysieren. Macht sie ja fürs ZDF.

Es ist ihr ein wichtiges Anliegen, den Volkssport Fußball einfach ganzheitlicher zu betrachten. Und es ihr auch abzunehmen, dass mit diesem Turnier erst etwas gewonnen ist, wenn wirklich ein nachhaltiger Effekt bleibt. In ein paar Wochen wird man es wissen: Sind wirklich 20 000, 30 000 Menschen am 16. September in den Stadtwald geströmt, wenn die Frauen von Eintracht Frankfurt gegen den FC Bayern ihr Bundesliga-Eröffnungsspiel bestritten haben? Sind dann auch mal 4000 Fans bei einem Heimspiel des VfL Wolfsburg?

Verdient hätten es Protagonistinnen, die authentisch und aufrichtig rüberkommen. Die meisten sind auch noch gut gebildet, gut erzogen sowieso. Leitfiguren wie Lena Oberdorf und Alexandra Popp, Entdeckungen wie Merle Frohms und Klara Bühl, Frohnaturen wie Giulia Gwinn und Laura Freigang haben zudem in diesem Sommer eine Lücke gefüllt. Sie sind nach drei Jahren ohne Turnier ein bisschen wie „Kai aus der Kiste“ gesprungen, um dem deutschen Fußball ein wenig Glaubwürdigkeit zurückzugeben.

Die in der Corona-Krise von der Deutschen Fußball-Liga beschworene Demut ist bei vielen Bundesligisten schon nicht mehr zwingend erkennbar, der Deutsche Fußball-Bund verkam zwischenzeitlich zur Schlangengrube. Und dessen Zugpferd, das A-Nationalteam der Männer, muss nach zwei vermasselten Turnieren erst noch beweisen, dass die von Hansi Flick geschürte Aufbruchsstimmung anhält. Gut, dass der Bundestrainer zum Finale der Frauen-EM nach London gekommen ist. Er sollte sich vor der WM in Katar ruhig mit Voss-Tecklenburg noch mal persönlich austauschen, wie sie das gemacht hat: Vorbilder zu schaffen, die erfolgreich und sympathisch sind.

Auch interessant

Kommentare