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Kickers Offenbach gibt ein Bild des Jammers ab

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Von: Jörg Moll

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Am Rande des Wahnsinns: OFC-Coach Alfred Kaminski.
Am Rande des Wahnsinns: OFC-Coach Alfred Kaminski. © Imago

Nach dem 0:2 in Überzahl daheim gegen Steinbach Haiger fragt sich Trainer Alfred Kaminski: „Reicht das wirklich, ein Trikot von Kickers Offenbach zu tragen?“

Nach dem achten Pflichtspiel ohne Sieg, der vierten Niederlage in Folge, erzeugt Fußball-Regionalligist Kickers Offenbach Bilder, die in ihrer Tristesse bedrückend sind und einer Zersetzung eines gesamten Gefüges nahekommen. Die Fans auf der Waldemar-Klein-Tribüne, zumindest die wenigen, die nicht ohnehin schon gegangen waren, wendeten sich nach dem 0:2 (0:1) gegen den TSV Steinbach Haiger genau in jenem Moment Richtung Ausgang ab, als die Mannschaft zu ihnen kommen wollte. Vor der Haupttribüne liefern sich enttäuschte Spieler mit wütenden Fans Wortgefechte.

Nach einer Partie, in der die Kickers, wie zuletzt auch, gut begannen, durch Damjan Balic in der ersten Minute eine Großchance zur Führung ausließen, war dem OFC wieder einmal nach einem Gegentor das Spiel entglitten. Nach dem 0:1 durch Gianluca Korte (22.) zerbröselte die Offenbacher Widerstandsfähigkeit auf dem Platz.

Vor allem im Spiel nach vorne gelang fast nichts mehr. Steinbach Haiger reichte eine kontrollierte Vorstellung, um selbst in Unterzahl – der Ex-Offenbacher Serkan Firat hatte nach einer Notbremse gegen Christian Derflinger Rot gesehen (54.) – nie groß in Gefahr zu geraten. Stattdessen erhöhte der TSV durch einen vermeidbaren und wohl auch haltbaren Kopfballtreffer des Ex-Offenbachers Benjamin Kirchhoff (60.) und konnte sich sogar einen verschossenen Strafstoß von Arif Güclü erlauben (76.).

Fehler über Fehler häuften sich dagegen bei den Kickers, eine zutiefst verunsicherte Mannschaft scheiterte an einer Vielzahl von Schwächen. Erst recht, nachdem in Maximilian Rossmann auch noch der letzte Stabilisator in der Innenverteidigung mit Adduktorenproblemen verletzt raus musste (33.). Für ihn kam in Dino Kurbegovic einer von am Ende drei Akteuren aus der Kreisoberliga-Reserve ins Spiel.

Vernichtendes Urteil

Die Kommentare der Offenbacher Akteure passten ins triste Bild. Rossmann sprach erneut Klartext: „Die Mannschaft ist mental tot. Wir sind keine Mannschaft, haben keinen Teamspirit, jeder backt seine eigenen Brötchen.“ Auch Kaminski, der nach der Pause mit der Einwechslung eines dritten zentralen Mittelfeldspielers überraschte („Ich wollte das Zentrum verdichten“) und das auch in Überzahl nicht korrigierte, wählte drastische Worte.

Einmal in Rage, sprach er ein vernichtendes Urteil über den aktuellen Kader. „Die Jungen nehme ich bewusst aus, sie haben das insgesamt ordentlich gemacht.“ Für alle anderen gelte: „Ich erwarte mehr als das, was ich gesehen habe. Alleine das Beleidigtsein, wenn ich nicht oder spät eingewechselt werde.“ Kaminski erklärte: „Es hat seinen Grund, warum ich die Jungen gebracht habe, die haben die ganze Woche im Training Einsatz gebracht. Mir reicht es definitiv nicht, wenn man nur sein Pensum herunter spult, in Gedanken schon bei neuen Vereinen ist“ und versuche, sich nicht zu verletzen.

„Wir können nicht immer alle nur in Watte packen. Ich erwarte von jedem einzelnen, dass er sich wehrt, wieder aufsteht. Wir müssen uns tatsächlich Gedanken machen: Reicht das wirklich, ein Trikot von Kickers Offenbach zu tragen?“ Folgen diesen Worten Taten, stehen dem auf Platz acht gestrandeten einstigen Titelanwärter harte Zeiten bevor. Die neuen Geschäftsführer Finanzen und Sport, die der Klub diese Woche vorstellen will, werden gleich richtig gefordert. Schließlich müssen sie gegen die bedrückende und eine das Gefüge zersetzende Tristesse rund um den Bieberer Berg ankämpfen.

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