Der Zwang zur Trennung

Man muss es so sagen: Der selbstbewusste André Breitenreiter hat die TSG Hoffenheim als Nachfolger von Sebastian Hoeneß keinen Schritt vorangebracht. Ein Kommentar
Es ist gewiss nicht so, dass die TSG Hoffenheim ihres Trainers überdrüssig geworden wäre. Nein, André Breitenreiter war beliebt im Trainingszentrum in Zuzenhausen, die Leute dort mochten ihn, bei den meisten Spielern war es nicht anders. Zuletzt hatte es das schöne Miteinander gegeben, als Julian Nagelsmann die Kraichgauer anleitete. Mit einem nicht ganz unbedeutenden Unterschied: Nagelsmann war zudem auch noch sportlich überaus erfolgreich.
Im Profifußball ist sportlicher Erfolg tatsächlich der bindende Klebstoff zwischen Verein und Trainer. Die Hoffenheimer vergaßen daher am Montag bei der offiziellen Verkündung der Beurlaubung nicht, in kühler Aufzählung der unter André Breitenreiters Führung erreichten statistischen Werte darauf hinzuweisen: „Nach sechs Spieltagen stand er mit seinem Team auf dem vierten Tabellenplatz. Seitdem holte die Mannschaft in 13 Spielen nur noch sieben Punkte. Der letzte dreifache Punktgewinn datiert vom 14. Oktober vergangenen Jahres. Im eigenen Stadion verlor die TSG in dieser Saison bereits fünf Spiele.“
Man muss es so deutlich sagen: Der selbstbewusste Breitenreiter hat den Dorfklub als Nachfolger von Sebastian Hoeneß keinen Schritt vorangebracht. Die Parallelen sind erstaunlich: Unter Hoeneß befand sich die TSG vor einem Jahr auf Platz vier, ehe ein Einbruch mit neun sieglosen Spielen zum Saisonende hin zur Trennung führte.
Manager Alexander Rosen macht sich deshalb zurecht Gedanken darüber, ob es nicht zu kurz gesprungen sein könnte, regelmäßig die Trainer rauszuwerfen und so irgendwie auf Besserung zu hoffen. Vermutlich gibt es weitere Gründe. Etwa jenen, dass Rosen, wiewohl er sich klug auf dem Transfermarkt bewegt, dringend Unterstützung benötigt. Die hat er in Pirmin Schwegler als „Leiter Lizenzfußball und Fußballkooperationen“ immerhin gerade gefunden.
Hinzu kommt, dass die TSG Hoffenheim gehalten ist, regelmäßig Überschüsse aus Ablösesummen zu generieren. Denn es soll tunlichst dabei bleiben, dass Milliardär Dietmar Hopp nicht nachschießt, wenn im Spielbetrieb Miese geschrieben werden. So wie in der Corona-Zeit, die dem Klub zweistellige Millionenverluste eintrugen, die durch die Verkäufe der Topspieler David Raum und Georginio Rutter für zusammen 54 Millionen Euro sogar überkompensiert wurden. Schon ein paar Jahre zuvor erwirtschaftete Rosen durch die Verkäufe von Joelinton, Demirbay, Nico Schulz, Amiri und Vincenzo Grifo Transfererlöse von 114 Millionen Euro. Die Zahlen in der Bilanz stimmen auf Kosten der Zahlen auf dem Spielfeld.
Ein Abstieg würde die TSG extrem besonders hart treffen. Schon in der Bundesliga sind die klaffenden Lücken auf den Tribünen der heimischen Arena unübersehbar. Im Unterhaus droht gähnende Leere. Der Zwang zur Trennung war unüberwindbar.