1. Startseite
  2. Sport
  3. Fußball

FC Bayern: Der Sieg in der Niederlage

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Jan Christian Müller

Kommentare

Frustrierte Bayern: Münchens Thomas Müller, Robert Lewandowski, Dayot Upamecano, Serge Gnabry, Benjamin Pavard und Torwart Manuel Neuer stehen.
Frustrierte Bayern: Münchens Thomas Müller, Robert Lewandowski, Dayot Upamecano, Serge Gnabry, Benjamin Pavard und Torwart Manuel Neuer stehen. © dpa

Wie wird man in drei, fünf oder zehn Jahren auf den Fußballfrühling 2022 zurückblicken? Als die Zeit, als nach dem ganzen deutschen Fußball auch dessen einziges verbliebenes Vorzeigeteam den Anschluss an die Besten Europas verlor? Oder bloß als eine Delle, die die Bayern bald wieder rausgedrückt bekamen? Ein Kommentar.

Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, dass der FC Bayern schon jetzt schon raus ist aus der Königsklasse. Vielleicht wird sie zum Sieg in der Niederlage und öffnet den unverbauten Blick auf die Realität. Der da wäre:

Julian Nagelsmann ergeht es wie Hansi Flick

Die Bayern sind im zweiten Jahr in Folge nicht mehr dabei im Halbfinale der Champions League, nachdem sie zwei Jahre nacheinander auch im DFB-Pokal schon in der zweiten Runde ausgeschieden sind. Zur Erinnerung gegen einen verklärten Blick zurück: Der hochgelobte Hansi Flick hat das vergangene Saison nicht einen Deut besser hingekriegt als der nun vielkritisierte Julian Nagelsmann.

Übrigens: Mit unserem Fußball-Newsletter erhalten Sie zweimal die Woche ausgewählte Texte und Kommentare von FR-Autoren aus der Welt des Fußballs. Hier geht es zur Anmeldung.

Transferbilanz des FC Bayern binnen fünf Jahren: minus 205 Millionen Euro

Hasan Salihamidzic hat seit seiner Übernahme als Sportverantwortlicher vor fünf Jahren eine Transferbilanz von minus 205 Millionen Euro erwirtschaftet. Der Kader ist während dieser Zeit eher schlechter als besser geworden. Flick hat es kommen sehen und ist lieber gegangen.

Zumindest die öffentliche Performance von Vorstand Oliver Kahn, Präsident Herbert Hainer und Salihamidzic reicht bislang nicht an die der Vorgänger Kalle Rummenigge und Uli Hoeneß heran.

Was macht Oliver Kahn nun gemeinsam mit Hasan Salihamidzic?

Die interne Kommunikationsfähigkeit und Raffinesse des Führungstroikas steht nun umso mehr auf dem Prüfstand. Ironie der Geschichte: Das Aus gegen Villarreal hat die Verhandlungsposition des Arbeitgebers FC Bayern bei den Mitarbeitern in kurzen Hosen gestärkt. Denn die um neue Verträge pokernden Offensivkräfte Lewandowski, Müller und Gnabry haben binnen 180 Minuten plus Nachspielzeit ein einziges Tor gegen den Siebten (!) der spanischen Liga erzielt und somit keinen Nachweis erbracht, weshalb die künftig noch mehr kassieren sollten, als sie ohnehin schon tun. Deren Auftritte sollten es Kahn und Salihamidzic erleichtern, hart zu verhandeln und konsequent einen notwendigen Umbruch voranzutreiben. Zum Beispiel die Zeit nach Lewandowski und Müller zu planen, statt sie künftig mit bis zu 65 000 Euro pro Tag zu entlohnen.

Denn es fehlen nun nicht nur die 150 millionenschweren Corona-Ausfälle auf dem berühmten Festgeldkonto, sondern auch die Uefa-Prämien für Halbfinale und Endspiel sowie die für den DFB-Pokal und somit in zwei Jahren noch einmal mindestens 100 Millionen Euro. Macht zusammen in einer relativ einfachen Addition: 250 Millionen Euro weniger in der Kasse. Ob die Spieler und deren Berater das kapieren? Zweifel erscheinen leider angebracht.

Bleibt die Frage: Wie wird man in drei, fünf oder zehn Jahren auf den Fußballfrühling 2022 zurückblicken? Als die Zeit, als nach dem ganzen deutschen Fußball auch dessen einziges verbliebenes Vorzeigeteam den Anschluss an die Besten Europas verlor? Oder bloß als eine Delle, die die Bayern bald wieder rausgedrückt bekamen?

Auch interessant

Kommentare