Der Hamburger SV ist zurück im Spiel

Der schon abgeschriebene Hamburger SV gewinnt dank der beiden Tore von Robert Glatzel, aber wie stabil ist der innere Frieden?
Die Spieler tanzten vor der Nordkurve, und die Fans feierten ihre Rothosen derart enthemmt, als sei es bereits vollbracht: Als sei der Wiederaufstieg nach vier Jahren im Unterhaus bereits eingetütet. Aber soweit ist es natürlich noch nicht beim maximal untoten Ex-Dino Hamburger SV vor dem letzten Saisonspiel am kommenden Sonntag bei Hansa Rostock. Trotz des 2:1-Erfolgs über Hannover 96 und des somit vierten Sieges in Folge. Ein Sieg, der dem HSV nun die vor ein paar Wochen nach einer Niederlage in Kiel noch ungeahnte Chance eröffnet, sich mindestens in der Relegation hochzuziehen in Liga eins.
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Trainer Tim Walter war hinterher dennoch genervt von den Fragen der einheimischen Medien, besonders dann, wenn der immer mal wieder renitente Aufsichtsrat erwähnt wurde. Aber eines hatte ihm dann doch besondere Freude bereitet: „Es war ein großes Fußballfest mit unglaublichen Zuschauern.“
Bakery Jatta legt zweimal perfekt vor
Tatsächlich sahen die 57 000 in der ausverkauften Arena ein hochklassiges Zweitligaspiel, lange auf Erstliganiveau, Hut ab vor Hannover 96!. Zweimal traf der zu Saisonbeginn aus Mainz übergesiedelte Stürmer Robert Glatzel mit seinen Saisontoren 20 und 21. Beide Male legte Bakery Jatta perfekt vor. Zum Ende hin aber zitterten den Rothosen die Füße.
Es könnte alles so schön sein im Volkspark. Unter der Woche hatte der zur Jahreswende wie aus dem Nichts vom Aufsichtsrat in den Vorstand bugsierte Medizinunternehmer Thomas Wüstefeld durchblicken lassen, dass er sich auch im Fall eines Nichtaufstiegs eine weitere Zusammenarbeit mit Sportvorstand Jonas Boldt und Trainer Tim Walter „sehr gut vorstellen“ kann. Wahr ist aber auch, das Wüstefeld diese Antwort in einem Interview mit dem „Hamburger Abendblatt“ erst auf Nachfrage gab. Seine originäre Entgegnung auf eine entsprechende Frage lautete: „Bei mir geht es nicht um Namen, sondern um Funktionen und Strategien.“ Mag sich jeder selber denken, was da gerade vorgeht beim notorisch unruhigen norddeutschen Riesen.
Jonas Boldt lässt keine Zweifel zu
Jonas Boldt - ein Mann, zu dessen Charaktereigenschaften Selbstzweifel ganz sicher nicht gehören - hatte noch vor Wochenfrist erklärt, dass „der eine oder andere nicht richtig mit Drucksituationen umgehen kann“. Eine Aussage, die in Richtung Kontrollgremium und Vorstand Wüstefeld interpretiert wurde. Boldt hatte selbst in schwierigeren Zeiten immer sehr klar zu Walter gestanden und darauf hingewiesen, dass Kontinuität auch bei einem Nichtaufstieg die richtige Maßgabe wäre. Ein Plädoyer für den Trainer und für sich selbst, auf das Wüstefeld jetzt halbstark reagierte. Es bleibt spannend beim HSV. Auf dem Feld und daneben.