1. Startseite
  2. Sport
  3. Fußball

Der gereifte Lausbub Niklas Süle

Erstellt:

Kommentare

Macht ganz schön was her: Niklas Süle, bockstarker BVB-Verteidiger.
Macht ganz schön was her: Niklas Süle, bockstarker BVB-Verteidiger. © dpa

Der deutsche Nationalspieler ist mittlerweile eine Bank in der Abwehr des BVB und ein Garant für den Dortmunder Aufschwung.

Der durch das Aus in der Champions League beim FC Chelsea leicht getrübte Aufschwung von Borussia Dortmund ist zuletzt vor allem an den Gregor Kobel, Karim Adeyemi und Julian Brandt festgemacht worden, auch die Entwicklung von Emre Can und Nico Schlotterbeck wurde ausgiebig gelobt. Einer, der wegen seiner schieren Größe und Masse eigentlich unübersehbar ist, rutschte dabei ein bisschen durch: Niklas Süle.

Der englische „Guardian“ verglich den Abwehrhünen jüngst mit einem „Dreisitzersofa, das man in ein Fußballtrikot gepresst hat“. Ein schönes lyrisches Bild, das allerdings dem zuweilen gazellenhaften Bewegungsablauf des 27-Jährigen nicht gerecht wird. „Es ist eklig, gegen ihn zu spielen“, sagt beispielsweise Jamal Musiala über den Nationalmannschaftskollegen. Das dürften auch die beiden Schalker Angreifer Michael Frey und Marius Bülter im Revierderby zu spüren bekommen. Denn Süle ist massig genug, sich gegen den 1,90-Mann Frey zu behaupten, und er ist schnell genug, den dynamischen Bülter zu stoppen.

Dabei kommt es Süle zupass, dass er es dank seines extrem hohen Endtempos beherrscht, Gegner abzulaufen und somit weitgehend ohne risikoreiches Grätschen zu agieren. Mit einer Topspeed von 34,99 Stundenkilometern gehört er zu den schnellsten Abwehrspielern Europas.

Bei der verkorksten Winter-Weltmeisterschaft in Katar schaffte es Süle allerdings in aller Gelassenheit, seinen Speed zu verschleiern. Er schlurfte bisweilen herum, als trüge er Betonschuhe im tiefen Wüstensand. Entsprechend fielen die Urteile aus. Tenor: „Der kapiert es nie!“

Schwer zu ergründen, ob ein gereifter Süle danach besonders bemüht war, es seinen Kritikern zu zeigen oder ob er sich einfach im Flow befindet. Jedenfalls ist er nach Julian Brandt inzwischen notenbester Dortmunder Feldspieler, wirkt verhältnismäßig rank und schlank und schickt sich an, auch als Führungskraft die Hoffnungen zu erfüllen, die der BVB nach der ablösefreien Verpflichtung vom FC Bayern in ihn gesteckt hat. Gemeinsam mit Schlotterbeck gibt er ein Bollwerk, das in den letzten sieben Bundesligaspielen nur vier Gegentore kassierte. Beide haben aktuell ihre fast schon traditionellen Nachlässigkeiten eliminiert. Und dafür gesorgt, dass Mats Hummels ein Stammplatz auf der Ersatzbank zugewiesen wurde. Scheint so, als handele es sich bei Niklas Süle um einen Lausbuben, der erwachsen geworden ist.

Auch interessant

Kommentare