„Der ganze Osten der Stadt war chemisch verseucht“

Ex-City-Stürmer Uwe Rösler beschreibt, wie sich der Bayern-Gegner Manchester City entwickelt hat / Von Philipp Kessler
In Manchester ist Uwe Rösler ein Held. Als erster Deutscher bei City seit Bert Trautmann hat der 54-Jährige zwischen 1994 und 1998 im Trikot der „Citizens“ Pionierarbeit auf der Insel geleistet. Aktuell coacht Rösler, der 2003 an Krebs erkrankte, den Aarhus GF in Dänemark.
Herr Rösler, was ist der größte Unterschied zu Ihrer Zeit?
Manchester City hat sich von einem lokalen Arbeiterverein zu einem globalen Verein entwickelt.
Kümmert sich der Klub noch seine Legenden?
Natürlich. Der Verein hat sich immer bestens um mich gekümmert – als ich dort war und als ich krank war. Der Klub hat sich auch um meinen Sohn Colin gekümmert, der neun Jahre in der Akademie gespielt hat.
Die Verantwortlichen des FC Bayern sticheln gerne gegen Investoren-gestützte Klubs wie Manchester City. Was entgegnen Sie dem?
Ganz ehrlich: Das interessiert mich wenig. Manchester City hat bewiesen, dass man mit viel Geld auch viel richtig machen kann. Der Verein hat die finanzielle Power durch Scheich Mansour ja nicht nur in die Mannschaft gesteckt, sondern auch in die Infrastruktur. Was viele nicht wissen: Der ganze Osten der Stadt war chemisch verseuchtes Land. Mit dem Investorengeld wurde alles entfernt, es wurden Wohnungs- und Arbeitsplätze geschaffen. Die neuen Besitzer haben unheimlich viel für unseren Verein und die Stadt gemacht.
2021 scheiterte Manchester City als großer Favorit im Finale der Champions League an Chelsea. Der Trainer der Londoner war damals der neue Bayern-Coach Thomas Tuchel. Ein böses Omen fürs Viertelfinale?
Thomas Tuchel ist ein hervorragender Trainer. Was er in kurzer Zeit bei Chelsea geleistet hat, war Elite-Coaching auf ganz hohem Niveau. Seine Kenntnisse vom englischen Fußball und Manchester City gepaart mit der Qualität, die er im Kader hat, tun dem FC Bayern gut. Es werden ganz enge Spiele.
Guardiola wird oft vorgeworfen, dass er sich in den großen Spielen verzockt.
Er ist ein Top-Coach. In fünf Jahren in England ist er viermal Meister geworden. In einer Liga, in der drei bis vier Teams das Zeug zum Titel haben. Das ist eine Top-Leistung. Pep Guardiola ist ein Geschenk für unseren Verein.
Top-Torjäger Erling Haaland ebenso. Wie kann Bayern ihn stoppen?
Im Strafraum und im Konterspiel ist er unglaublich stark. Auch seine Bewegungen und sein Kopfball werden besser. Aber City ist ja nicht nur Haaland. Man muss seinen Lieferdienst stoppen. Man muss die Vorlagen von Kevin de Bruyne, Jack Grealish, Riyad Mahrez oder Bernardo Silva zu unterbinden.
Der Vertrag von Ilkay Gündogan läuft im Sommer aus. Sollte City mit ihm verlängern?
Das würde ich auf jeden Fall machen. Aber die Frage ist, ob er verlängern will. Er ist ein Klassespieler. Wenn man Kapitän einer solchen Mannschaft mit einem solchen Trainer ist, dann sagt das viel über seinen Stellenwert aus. Er ist auch bei den Fans sehr beliebt.
Interview: Philipp Kessler