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Im Streit um die TV-Rechte der Frauen-WM: DFB-Boss Bernd Neuendorf will vermitteln

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Von: Frank Hellmann

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Die DFB-Strateg:innen: Doris Fitschen (rechts), Bernd Neuendorf und Heike Ullrich.
Geben die Richtung im deutschen Frauenfußball vor: Doris Fitschen (rechts), Bernd Neuendorf und Heike Ullrich. © dpa

Der Frauenfußball boomt, daher schaltet sich DFB-Präsident Bernd Neuendorf im TV-Streit um die WM in Australien und Neuseeland als Mittler ein.

Wen interessiert, wie einst eine vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) überreichte Prämie für den Gewinn der Europameisterschaft bei den Frauen aussah, der wird neuerdings im Foyer auf dem DFB-Campus fündig. Neben dem Empfang steht bei einer Ausstellung jenes berühmte Kaffeeservice, das im Sommer 1989 als Anerkennung für den ersten Titel deutscher Fußballerinnen ausgehändigt wurde.

Auch Torwarthandschuhe von Silke Rottenberg oder das Trikot von Renate Lingor liegen stilecht hinter Plexiglas. An ihre Stelle sind längst Protagonistinnen wie Merle Frohms oder Alexandra Popp getreten, die in drei Monaten zur WM in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) Richtung Sydney mit einem Titelanspruch abheben.

Doch ob von dieser Endrunde überhaupt irgendwelche TV-Bilder zu sehen sind, ist überhaupt nicht gesichert. Bei einer Pressekonferenz zur Strategie „FF 27“, mit der der Frauenfußball und Frauen im Fußball langfristig gestärkt werden sollen, appellierte DFB-Präsident Bernd Neuendorf vor dem drohenden TV-Blackout daran, sich mal vorzustellen, „was die Konsequenzen wären, wenn es keine Verständigung gibt: Es wäre ein Imageverlust für alle Beteiligten.“ Mit großer Verzögerung dämmert allen, was die viel zu spät gestartete Ausschreibung und die viel zu früh geplatzten Verhandlungen für Folgen haben. „Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem es nicht mehr nur um Summen geht.“

Bernd Neuendorf appelliert an die politische Verantwortung

Die kursierenden Zahlen – angeblich haben ARD und ZDF einen Betrag zwischen fünf und 15 Millionen Euro für die Frauen-WM 2023 geboten, aber 214 Millionen Euro für die letzte Männer-WM 2022 gezahlt – wollte der Verbandschef explizit nicht kommentieren. Er werde gewiss „kein Fingerpointing“ betreiben, aber jeder müsse sich fragen, „ob er seiner politischen Verantwortung im Sinne des Frauenfußballs, der Gesellschaft und der Zuschauer gerecht wird“, warnte der DFB-Boss die zerstrittenen Parteien.

Fifa-Präsident Gianni Infantino hatte zuletzt unverhohlen damit gedroht, die Rechte in den europäischen Kernmärkten gar nicht zu verkaufen, weil die Gebote schlicht zu niedrig seien. Erstaunlicherweise pflichtete ihm mit der norwegischen Verbandspräsidenten Lise Klaveness eine seiner schärfsten Kritikerinnen bei. Neuendorf will seinen neuen Posten im Fifa-Council nutzen, um unter hohem Zeitdruck jetzt noch eine Mittlerrolle speziell gegenüber Infantino einzunehmen. Man könne davon ausgehen, „dass ich alles tue, was in meiner Macht steht, um zu einer Lösung zu kommen“.

Heike Ullrich: „Wir haben die Gesellschaft erreicht“

Hinter der Förderung des Frauenfußballs steht der 61-Jährige voller Überzeugung. „Wir als Verband möchten bei Schwerpunktthemen wie Diversität und Weiblichkeit vorangehen“, betonte der gebürtige Dürener. Vieles ist insbesondere durch die weithin sichtbare EM in England auf den Weg gebracht.

„Wir haben die Gesellschaft erreicht, sind in den Köpfen der Entscheidungsträger und in den Herzen der Menschen angekommen“, beteuerte die Generalsekretärin Heike Ullrich, die von einem „schönen und lohnenden Investitionsprojekt“ sprach, dem sich auch immer mehr Vereine annehmen. Nun wird die Förderung des Frauenfußballs für Profiklubs in der Lizenzierungsordnung sogar verpflichtend verankert.

Für das DFB-Pokalfinale sind mehr als 35.000 Tickets verkauft

Doris Fitschen als Gesamtkoordinatorin Frauenfußball hat festgestellt: „Die Türen gehen auf – egal, wo man hinkommt. Das war früher nicht immer so.“ In den Social-Media-Kanälen der Frauen-Nationalmannschaft und -Bundesliga sind die Zahlen mit 335 Millionen Abrufen nahezu explodiert, auch bei den Aktiven ist die Trendwende geschafft, um zumindest auf das Niveau wie vor der Corona-Pandemie zu kommen.

Erstmals wird rund um das DFB-Pokalfinale der Frauen zwischen dem VfL Wolfsburg und SC Freiburg an Christi Himmelfahrt (18. Mai) eine „DFB Women’s Week“ durchgeführt. Dass die Rekordzahl von 35 000 Tickets fürs Endspiel in Köln abgesetzt ist, fügt sich in einen Trend. In der Bundesliga hat sich der Schnitt pro Spiel inzwischen verdreifacht, auf jetzt 2671 Besucher pro Partei.. Mit der Highlight-Partie Eintracht Frankfurt gegen VfL Wolfsburg folgt am Wochenende gleich die nächste fünfstellige Kulisse - aber kein neuer Rekord.

Es gibt neue Informationen zur Vergabe der Frauen-WM 2027: Der Fifa-Kongress entscheidet

Zur Bewerbung um die Frauen-WM 2027, mit der sich der DFB gemeinsam mit den Niederlanden und Belgien beworben hat, gab Ullrich neue Informationen preis: Brasilien, USA und Mexiko und Südafrika seien „sehr starke Mitbewerber“. Bis zum 8. Dezember muss jetzt ein so genanntes „Bid Book“ (Bewerbungsmappe) für die Fifa erstellt werden, die laut der Generalsekretärin Vorgaben „angelehnt an ein Herrenturnier“ mache. Diesen Auftrag erfülle man „gerne“.

Es folgt eine Evaluierungsphase, ehe am 17. Mai 2024 auf dem Fifa-Kongress von 211 Nationen eine Entscheidung getroffen wird. Zuvor wird das Fifa-Council jedoch nur drei Bewerber zur Abstimmung zulassen. „Wir müssen uns genau überlegen, wie wir strategisch vorgehen“, sagte Neuendorf, der von einer „spannenden, politischen Gemengelage“ sprach, ehe auch er aus nächster Nähe die Tasse und Unterteller mit Blümchenmuster aus den 80er Jahren inspizierte.

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