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Der FC Bayern lässt Union Berlin kalt abblitzen

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Von: Jan Christian Müller

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Auch die Freude wie aus einem Guss: Thomas Müller (links) und Jamal Musiala.
Auch die Freude wie aus einem Guss: Thomas Müller (links) und Jamal Musiala. © AFP

Die Münchner entscheiden das Heimspiel gegen überforderte Berliner souverän für sich. Union-Trainer Urs Fischer räumt nach dem 0:3 „zwei, drei Klassen“ Unterschied ein

Schneetreiben kann in München schon mal vorkommen im Winter, Klimawandel hin oder her. Den FC Bayern störte die widrige Witterung beim 3:0 (3:0)-Sieg über einen allseits überforderten Verfolger Union Berlin ebenso wenig wie der leicht angefrorene Rasen in der eigenen Arena. So wurde aus dem, was zuvor zum Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga stilisiert worden war, eine einseitige Angelegenheit, bei der ständig Hochbetrieb im Berliner Strafraum herrschte.

Es war dann doch ein veritabler Leistungsunterschied, weil der Branchenführer ernst machte. Schon zur Pause war der Käse gegessen. Am Ende hatten die Gastgeber zehnmal aufs Berliner Tor geschossen, Union brachte es auf eine mickrige halbwegs gute Chance.

Für die wie aus einem Guss aufspielenden Bayern hätte sich der Abend – vom Wetter vielleicht abgesehen – kaum schöner gestalten lassen. Denn kurz vorm Anpfiff wurde bekannt, dass der punktgleich mit Borussia Dortmund führende Spitzenreiter die Schallmauer von 300 000 Mitgliedern durchbrochen hat. Platz eins in der Welt vor Benfica Lissabon ausgebaut. Chapeau!

Chapeau auch für die Performance. Thomas Müller lobte bei Dazn die hohe Bereitschaft, alle notwendigen Wege zu gehen. „Wir waren vor Spielbeginn nicht mehr Tabellenführer. Es musste also etwas passieren.“ Am ersten Aprilwochenende kommt es zum Showdown gegen den BVB, der Freitag im Verfolgerduell RB Leipzig empfängt. Auch Bayern-Trainer Julian Nagelsmann war sehr zufrieden „Wir waren in allen Bereichen überlegen, haben zehn Hundertprozentige rausgespielt. Das haben wir gut gemacht.“ Auch deshalb, weil seine Mannschaft regelmäßig „viele Spieler in die Box bekommen hat“. In der unruhigen Woche sei es bei einem Mannschaftsabend noch einmal darum gegangen, die eigenen Ansprüche zu formulieren. Auch an ihn als Trainer.

Die drei Tore fielen ansehnlich und variantenreich: Das 1:0 per Kopf durch Eric Maxim Choupo-Moting nach prächtiger Vorarbeit des bärenstarken Joshua Kimmich auf den nicht minder überzeugenden Kingsley Coman nach einer halben Stunde, das 2:0 zehn Minuten später durch Coman selbst, als die Bayern einen langen Abschlag von Union-Keeper Frederik Rönnow dank Kopfballsieger Matthijs de Ligt an der Mittellinie prompt retournierten. Müller spielte einen formidablen No-Look-Pass auf Coman, der Rönnow umkurvte. Schließlich kurz vor dem Halbzeitpfiff das 3:0 gegen Eiserne, die eher wie Wattebäuschen unterwegs waren: Coman steil auf Müller, der, ganz stark, flach von der Grundlinie auf Jamal Musiala passte. Der Hochbegabte schloss an seinem 20. Geburtstag aus Nahdistanz zu seinem bereits elften Saisontor ab. Union-Chefcoach Urs Fischer schob draußen in seiner Coachingzone reichlich Frust.

Nach einer Stunde beförderte Nagelsmann dann Sadio Mané zum Comeback und brachte auch Serge Gnabry, während Joao Cancelo und Leroy Sané zunächst weiter draußen bleiben mussten, ehe Nagelsmann sie gnädigerweise in der letzten Viertelstunde noch brachte. Im Fall Sané Spätfolgen der Verspätung vergangene Woche vorm Auswärtsspiel in Mönchengladbach, als der Offensivmann den Bus verpasste und privat nachreisen musste?

Müllers Chancenwucher

Ansonsten vertrieb sich vor allem Kapitän Müller, wie schon nach drei Minuten, die zweite Halbzeit mit Chancenwucher. Nichtsdestotrotz: Der 33-Jährige machte ein richtig gutes Spiel, kritisierte sich aber hinterher selbst: „In Sachen Torabschlüsse muss ich nachsitzen.“ Allenfalls Leon Goretzka fiel bei den Bayern ein wenig ab, derweil die Ostberliner sich immerhin ab und zu nach vorne trauten, ohne dort jedoch nachhaltig Schaden anzurichten. Auch nicht bei Sanés fahrlässigem Rückpass, den der eingewechselte Paul Seguin nicht zu nutzen vermochte.

Union-Mittelfeldspieler Rani Khedira räumte ein: „Wenn du nach München fährst und was mitnehmen willst, musst du rotzfrech auftreten. Das haben wir nicht geschafft. Vielleicht waren wir zu eingeschüchtert.“ Möglicherweise habe im eng getakteten Spielplan auch „die geistige Frische“ gefehlt. „Heute“, ergänzte Abwehrchef Robin Knoche mit leeren Augen, „waren wir, ehrlich gesagt, chancenlos.“ Und Urs Fischer räumte ein: „Es waren zwei, drei Klassen Unterschied.“

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