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Das Trio ist zurück

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Von: Frank Hellmann

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Training mit allen Superstars. PSG ist komplett. Foto: AFP
Training mit allen Superstars. PSG ist komplett. Foto: AFP © AFP

Bei Paris St. Germain ruhen die Hoffnungen auf Messi, Mbappé und Neymar, doch das Team funktioniert nicht.

Wie zwei Hörner ragten die Zipfel der schwarzen Mütze in die Höhe. Kylian Mbappé hatte sich diese Kopfbedeckung aufgesetzt, die in ihrer Ausführung etwas ulkig anmutete, aber auch Neymar trug ja ein ganz ähnliches Teil. Lionel Messi genügte derweil ein Halswärmer, schließlich herrschte trotz kühler Temperaturen strahlender Sonnenschein auf dem Klubgelände von Paris St. Germain. Pünktlich vor dem Achtelfinale gegen den FC Bayern München (Dienstag 21 Uhr/Amazon Prime) sind die Superstars auf den Trainingsplatz zurückgekehrt. Das Klubfernsehen kommentierte die Sequenzen ebenso bester Laune wie sich die Ikonen die Bälle zuspielten.

Da scheint sich das teuerste Triumvirat der Fußball-Welt doch noch rechtzeitig wieder zu vereinen. PSG selbst hatte Anfang des Monats kommuniziert, dass Mbappé mit einer Muskelverletzung rund drei Wochen ausfallen würde. Plötzlich scheint für den 24-Jährigen auch mehr als ein Teilzeiteinsatz im Prinzenpark möglich. Bei Messi hatte sich angedeutet, dass es nach der beim Pokalaus gegen Marseille (1:2) aufgetretenen Muskelermüdung für den 35-Jährigen reicht.

Und ohnehin fit war Neymar, wenn auch nicht wirklich in Form: Der 31-Jährige zankte nach dem verlorenen Liga-Spiel in Monaco (1:3) öffentlich mit Mitspielern. Mbappé setzte daraufhin einen Instagram-Post ab: „Lasst uns stark und vereint bleiben.“ Wenn es etwas gibt, für das sich der französische Wunderstürmer, der brasilianische Superstar und der argentinische Weltmeister ungeachtet ihrer ausgeprägten Egos zusammenraufen müssen, dann für die Königsklasse. Mit Hilfe des katarischen Staatsfonds leistet sich PSG seit 2021 die Anstellung des prominenten Trios „MNM“, doch die wertvollste Trophäe im Vereinsfußball hat sich damit nicht kaufen lassen. Im Gegenteil: Frankreichs Meister wirkt vom sehnsüchtigen Triumph weiter weg als 2020, als die Bayern dank des Köpfchens von Kingsley Coman und den Paraden von Manuel Neuer triumphierten.

Mit seinen „drei Außeriridischen“ landete der Hauptstadtklub im Vorjahr gegen Real Madrid bereits im Achtelfinale auf dem Boden der Tatsachen. Die Indizien sind erdrückend, dass sich die Startruppe in dieser Zusammensetzung selbst im Wege steht. Spötter sprechen von einem 7-3-System: Sieben Spieler schuften gegen den Ball, drei schauen eher zu: Messi und Mbappé bringen nur in homöopatischer Dosis die Bereitschaft auf, Mittelfeld und Abwehr zu unterstützen, der häufiger auf die Zehner-Position geschobene Neymar macht teilweise mit. Diese Unwucht kann auf diesem Niveau kaum eine Mannschaft kompensieren.

Christophe Galtier, immerhin 2021 Meistertrainer mit dem Außenseiter OSC Lille, macht gar keinen Hehl aus der strukturellen Unausgewogenheit: „Bei uns entstehen zu viele Lücken.“ Die Mittelfeldarbeiter, der Italiener Marco Verratti und der Portugiese Vitinha, sind oft nur damit beschäftigt, die Lücken zu stopfen, weil auch Rechtsverteidiger Achraf Hakimi gerne munter drauflos stürmt.

Mbappé aus der WM 2018 und Messi aus der WM 2022 müssten eigentlich wissen, wie wichtig das funktionierende Kollektiv ist: Speziell dem Argentinier wäre die Krönung seiner Karriere zuletzt in Katar kaum gelungen, wenn der Kapitän nur nebenher getrabt wäre. In der Wüste hatte der Genius vor Spiellaune und Kampfeslust gesprüht. Vielleicht fehlt ihm in Paris die Herzenswärme, die ihm zuletzt die Nationalmannschaft und davor Barcelona vermittelt hat. Eine Vertragsverlängerung gilt als wenig wahrscheinlich, zumal auch das Verhältnis zu Mbappé belastet sein soll.

Der WM-Torschützenkönig könnte sich daran gestört haben, dass die Argentinier bei den ausgelassenen Siegesfeiern vor allem ihn verspotteten, obwohl seine einzige Despektierlichkeit darin bestand, im flirrenden Finale von Doha dreimal zu treffen. Oder neidet ihm Messi die 630 Millionen Euro, die für seine Vertragsverlängerung geflossen sind?

Messi nach Saudi-Arabien?

Präsident Nasser Al-Khelaifi muss zur neuen Saison irgendwie sehen, die astronomischen Gehaltsausgaben in den Griff zu bekommen, denn ewig können die Finanzwächter der Uefa nicht beide Augen zudrücken. Daher gut möglich, dass der im Sommer ablösefreie Messi denselben Lockrufen wie sein ewiger Rivale Cristiano Ronaldo erliegt: Die Herrscher in Saudi-Arabien wollen denselben Weg gehen wie die Scheichs in Katar. Mit dem Fußball das Image aufzupolieren, was dank der willfährigen Fifa doch vortrefflich funktioniert. Alles ist darauf ausgerichtet, im Verbund mit Ägypten und Griechenland die WM 2030 auszurichten. Als Tourismusbotschafter hat Messi für die Saudis schon unterschrieben.

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