Das leuchtende Beispiel des Willi Orban

RB Leipzigs Fußballprofi verpasst das Bundesliga-Topspiel am Wochenende aus sehr gutem Grund: er ist als Stammzellenspender gefragt. Ein Kommentar.
Schönes Spiel am Sonntag in Leipzig, kann man nicht anders sagen. Brausende gegen Eiserne. Vierter gegen Zweiter, Spitzenspiel. Ohne Wenn und Aber. Da flirrt die Luft, es knistert und knackt. Noch ein paar Kennzahlen zur Verdeutlichung: Die Sachsen haben von den vergangenen 18 Pflichtpartien nicht eine einzige verloren, dafür aber 14 gewonnen. Die Berliner kommen mit der Empfehlung von fünf Dreiern nacheinander. Interessantes, packendes Kräftemessen. Und für Brisanz ist ebenfalls reichlich gesorgt, die Vereine sind sich spinnefeind, die Union-Fans protestieren traditionell mit eisernem Schweigen gegen das gepamperte Bullen-Imperium.
Einer aber, einer der Hauptdarsteller, wird das aufgeladene Gipfeltreffen wahrscheinlich verpassen, aus freien Stücken und eigenem Antrieb: der Kapitän der Leipziger Mannschaft Willi Orban. Der Grund ist bemerkenswert: Der 30-Jährige wird Stammzellenspender und hat damit die Chance, ein Menschenleben zu retten.
Akt der Solidarität
Der ungarische Nationalspieler ist seit 2017 bei der entsprechenden Stelle registriert und wurde nun als passender Spender für eine an Blutkrebs erkrankte Person gefunden. Seit Samstag erhält er Spritzen, die eine zusätzliche Stammzellenproduktion anregen sollen, am Training nimmt er nicht teil. Der Eingriff ist für Mittwoch geplant. Der Verteidiger kann, wenn alles wie geplant verläuft, die Klinik noch am Abend verlassen. Wann er aber wieder spielen kann, ist unklar. Eigentlich ist eine Sportpause von zehn Tagen angeraten.
Das große Spiel am Sonntag könnte er also verpassen, „aber das ist bei allem sportlichen Ehrgeiz in diesem Fall zweitrangig“, sagt er – und hat damit völlig Recht. Egal, wer siegt oder verliert, ein Gewinner steht schon vorher fest: Willi Orban.
Er ist ein leuchtendes Beispiel dafür, was es heißt, anderen Menschen, hilfsbedürftige und in Not geratene, leibhaftig zu helfen. Menschen, denen es gerade nicht so gut geht wie einem selbst. Orban, ein privilegierter Berufsfußballer, hat mit diesem selbstlosen, humanitären Akt ein Signal gesendet. Es ist ein Akt der Solidarität und Barmherzigkeit. Chapeau. Der Spieler hofft, dass seine Spende dazu beitragen kann, die Person „vollständig zu heilen“ und wünscht sich, „dass sich noch viel mehr Menschen registrieren lassen“.
Orban ist nicht der einzige Helfer dieser Art in der oft so kalten Profiwelt. Schon im Oktober entschied sich KSC-Spieler Marcel Franke zur Stammzellenabgabe und verpasste ein Zweitligaspiel. Auch er appelliert an die Mitmenschen und versucht, ihnen die Angst zu nehmen. Es handele sich nicht um eine große OP. „Das ist eine relativ entspannte Sache, das ist kein Ding. Das kann jeder auf der Welt machen.“ Vorbildlich, die Herren.