Darmstadt-Härtefall Marvin Mehlem - im positiven Sinne

Wie der Mittelfeldspieler Marvin Mehlem mittlerweile den SV Darmstadt 98 verkörpert.
Der Erfolg hat viele Gesichter, aber beim SV Darmstadt 98 sieht er gerade verdächtig aus wie Marvin Mehlem. Der 25-Jährige ist Dauerspieler beim Tabellenführer der Zweiten Fußball-Bundesliga, und obgleich alles andere als alt, gehört er zu den dienstältesten Spielern bei den Südhessen, für die er seit Sommer 2017 spielt. Nur Kapitän Fabian Holland, 32, ist länger dabei, seit 2015.
Doch wohl keiner verkörpert den Weg der Lilien, die am Freitag (18.30 Uhr/Sky) beim 1. FC Nürnberg antreten, so treffend wie Marvin Mehlem. Als er als 19-Jähriger vom Heimatklub Karlsruher SC ans Böllenfalltor kam, eine Handvoll Zweitligaeinsätze auf dem Buckel, ging er erst mal von einem Lehrjahr aus beim Bundesligaabsteiger. Aber der damalige Trainer Torsten Frings setzte sofort auf den feingliedrigen Techniker fürs offensive Mittelfeld, und während die Lilien unter Frings anfangs wie ein Wiederaufsteiger aussahen, sah Mehlem aus wie ein Durchstarter, ein baldiger U-21-Nationalspieler und Bundesligaprofi.
Aber so glatt verläuft ein Fußballerleben ja selten.
Die Folgejahre jedenfalls waren von Schwankungen geprägt, bei den Darmstädtern im Allgemeinen und Mehlem im Speziellen. „Konstanz“, sagte er neulich in einer Medienrunde, „war immer ein großes Thema bei mir. Ich habe es mir immer vorgenommen, aber dann war sie schnell wieder weg.“ Der Abstieg war häufig näher als der Aufstieg in all den Jahren, und Mehlem stand nicht bei jedem Trainern hoch im Kurs. Einer wie Dirk Schuster zum Beispiel setzte eher auf robustere, dynamischere Spieler, als es Mehlem damals war.
Erfolgsfaktor Lieberknecht
Er ist kein grundsätzlich anderer Spieler geworden in der Zwischenzeit, er lebt immer noch von seiner Finesse, den kleinen, schnellen Wendungen. Aber es ist etwas dazugekommen, man könnte es Härte nennen. Trainer Torsten Lieberknecht hat ihn neulich aufgrund von Verletzungen versetzt auf dem Spielfeld, also spielte Mehlem gegen den 1. FC Kaiserslautern im defensiven Mittelfeld, nicht im offensiven, und er legte beim 2:0-Sieg sämtliche Fähigkeiten an den Tag, strategisch, kämpferisch, die auf dieser Position vonnöten sind. Als wollte er Schuster, jetzt beim FCK, etwas beweisen.
Auch bei Mehlem ist Lieberknecht wichtiger Erfolgsfaktor. „Wir verstehen uns sehr gut, er weiß, wie er jeden einzelnen Spieler perfekt behandelt“, sagt der Spieler über den Trainer, die womöglich bald gemeinsam in der Bundesliga landen. Es wäre beinahe logisch.