1. Startseite
  2. Sport
  3. Fußball

Darmstadt 98: Wenn der Kopf Streiche spielt

Erstellt:

Von: Daniel Schmitt

Kommentare

Kämpferisch trotz Niederlage: Lilien-Coach Torsten Lieberknecht.
Kämpferisch trotz Niederlage: Lilien-Coach Torsten Lieberknecht. © dpa

Darmstadt 98 verpasst zweite Aufstiegschance, dieses Mal in Hannover / Coach Lieberknecht überzeugt: „Werden zurückschlagen“.

Irgendwann in der Schlussphase knallte Torwart Marcel Schuhen seine Abschläge reihenweise hoch und weit übers Feld, rannte Dribbler Braydon Manu samt Ball in drei Gegenspieler hinein, rieb sich Kapitän Fabian Holland in Wortgefechten mit Gegnern und dem Schiedsrichter auf. Irgendwann in diesem Zweitligaspiel in Hannover also verloren die Darmstädter Fußballer ihren Kopf, was einerseits total nachvollziehbar war, spielte jener ihnen doch an diesem Tage ohnehin Streiche, was andererseits aber doof sein sollte, lässt sich so eben kein Spiel gewinnen, nicht mal eines, das überwiegend mit Füßen vollführt wird.

Es war dann nämlich tatsächlich so am Sonntag, dass der SV Darmstadt 98 den entscheidenden Schritt hin zum Aufstieg in die Bundesliga erneut verpasste, zum zweiten Mal bereits, weil die Gästespieler bei Hannover 96 ihre Nervosität lange Zeit nicht in den Griff bekamen, sie sich trotz des verbalen Ballflachhaltens ihres Trainers Torsten Lieberknecht sehr wohl der Bedeutung der Partie bewusst waren und in diesen Gedanken anfangs versanken. Diesen Kopf, wollte man ihnen aus der Ferne zurufen, schaltet ihn doch einfach aus. Taten sie nicht, schafften sie nicht. Und spielten gehemmt.

Der mögliche Aufstieg, der mit einem Sieg sicher gewesen wäre, löste anfangs keine Vorfreude bei den Profis aus, sondern legte eine Last auf ihre Schultern. Die Last, am Ende einer herausragenden Saison nun etwas verlieren zu können, zumal der drittplatzierte Hamburger SV zeitgleich ruckzuck vorne lag und am Ende deutlich 5:1 in Regensburg gewann.

HSV rückt weiter heran

Hannover 96 also, das als Achter befreit aufkicken konnte, tat eben jenes und ging schnell in Führung. Havard Nielsen (10.) und Cedric Teuchert (31.) schossen die Tore für die Niedersachsen. Erst danach, als Lilien-Trainer Torsten Lieberknecht personell wie taktisch umstellte, kamen die Südhessen besser rein ins Spiel. Stürmer Phillip Tietz verkürzte mit seinem zehnten Saisontor vor der Pause auf 1:2 (43.). Doch: Es sollte das letzte Tor des Tages in Hannover gewesen sein.

Denn die Darmstädter mühten sich zwar nach dem Seitenwechsel, sie warfen wuchtig ihre Körper in jeden Zweikampf, bekamen einen möglichen Handelfmeter nicht, sie knallten Abschläge übers Feld, dribbelten, schrien, bloß der Kopf spielte noch immer nicht richtig mit. Die Spieler versuchten alle gegen die drohende Niederlage anzugehen, das auf alle Fälle, gemeinsam aber wurde zu wenig Fußball gespielt.

Und als es den Profis dämmerte, wohl keinen Dreier mehr einzufahren, den Aufstieg erneut nicht zu packen, sahen Matthias Bader (86.) und Braydon Manu (90 + 3.) nach unbedachten Zweikampfführungen jeweils die Gelb-Rote Karte. Sie werden damit fehlen am Freitag, wenn die Lilien im eigenen Stadion gegen den 1. FC Magdeburg ihre dritte Chance bekommen, die fehlenden zwei Pünktchen zur Bundesliga einzufahren. „Wir werden zurückschlagen“, sagte Lieberknecht: „Das ist keine Parole, das ist die totale Überzeugung.“ Des Trainers Gesicht passte zu den Worten.

Noch, das ist keine Frage, ist der Aufstieg das wahrscheinlichste Szenario aus Darmstädter Sicht, liegen die Lilien doch weiterhin vorne in der Tabelle, weil Heidenheim ebenfalls patzte (2:3-Niederlage in Paderborn). Das luftige Polster auf die Konkurrenz aber wird kleiner, die Matchbälle werden weniger. Heidenheim, drei Zähler zurück, hat mit den zwei schlechtesten Teams der Liga, Sandhausen und Regensburg, ein leichtes Restprogramm. Der HSV, vier Punkte hintendran, scheint vor den Partien gegen Fürth und Sandhausen verstanden zu haben, worum es geht. Einerseits.

Andererseits solle man seine Spieler einfach in Ruhe lassen, sagte Lieberknecht. Er, der Trainer, nehme die Pleite von Hannover ganz alleine auf seine Kappe. Ab sofort gehe es nur noch um den Freitag. Torsten Lieberknecht: „Da geht’s richtig los.“

Auch interessant

Kommentare