Darmstadt 98 und die Kopfsache

Die Erfolgsserie von Darmstadt 98 hält an, weil das Team die Ruhe bewahrt und Fabian Holland knipst.
Die 29. Spielminute des Zweitligaspiels zwischen Darmstadt 98 und Jahn Regensburg darf als besondere eingeordnet werden - zumindest für einen Mann, blaues Trikot, weiße Hose und Stutzen, grellgelbe Armbinde. Fabian Holland, der Kapitän der Darmstädter Fußballer, köpfte in diesem Moment am Samstagmittag zum 2:0 ein.
Was in der großen Welt des Fußballs kaum einer Erwähnung wert ist, stellte in jener des 1,72-Meter-Verteidigers etwas Spezielles dar. Denn Kopfballtore sind wahrlich nicht die Sache des Fabian Holland. Ein einziges war ihm, dem 32-Jährigen, bisher in seiner Karriere gelungen, März 2011, bald zwölf Jahre her, Regionalliga Nord, Hertha BSC II gegen Energie Cottbus II, und Holland gelang kurz vor Ultimo das 2:2. Konfrontiert mit dieser netten Petitesse erwiderte er lächelnd: „Ich persönlich erinnere mich nur an ein Kopfballeigentor in Bochum.“
Ja, so sind sie halt die Darmstädter Spieler in dieser Saison, gut gelaunt, erfolgreich und doch bescheiden, lieber das Schlechte betonend, als das Gute abfeiernd. Im Falle von Holland, und im Falle der ganzen Mannschaft. Die nämlich gewann gegen Regensburg zum Jahres- und Rückrundenauftakt verdient mit 2:0 (2:0), ist damit seit 17 Ligaspielen ungeschlagen, also eine halbe Saison lang, führt die Tabelle weiterhin an mit sieben Zählern Vorsprung auf Platz vier sowie deren zehn auf Rang fünf, und rückt hinterher dennoch das Optimierungspotenzial in den Mittelpunkt.
Schließlich, so hieß es von den Beteiligten nach dem Abpfiff, habe man ja gar nicht gut reingefunden ins Spiel. Von „Nervosität geprägt“, so Trainer Torsten Lieberknecht, seien die ersten Minuten gewesen, „fahrig“, wie Kapitän Holland sagte, auch sei „Spielglück“ für den Heimdreier benötigt worden, befand Mittelfeldmann Fabian Schnellhardt, Alles richtig, und doch auch wieder falsch.
Einerseits legten sich die Regensburger das erste Gegentor zwar quasi selbst ins Netz, andererseits erzwang Darmstadts gerade von einem Magen-Darm-Infekt genesener Marvin Mehlem mit konsequentem Pressing den haarsträubenden Ballverlust des Jahn-Abwehrmannes, in dessen Folge Braydon Manu die Führung für die Hausherren gelang (18.). Auch war es der Irrwisch im Angriff, Manu, mit seiner leichtfüßigen, den Gegner nervenden Art, der die Notbremse und den dazugehörigen Platzverweis für Regensburgs Scott Kennedy heraufbeschwor (21.). Zweimal also setzten die Darmstädter in diesen drei Minuten energisch nach und befeuerten damit die Fehler der Gäste. Spielentscheidende Fehler.
Erstaunliches Kaiserslautern
Denn in Überzahl und mit der Führung im Rücken spielte sich die Partie für die Hausherren vor 15 800 Fans locker-flockig herunter. Spätestens mit dem 2:0 von Holland, dem Kopfballtor, war die Partie gelaufen, so dass Coach Lieberknecht neben den mahnenden Worten ob der Anfangsphase auch lobende fand: „Es war nicht perfekt, aber wir hatten stets eine gute Restverteidigung und waren aufmerksam. Insgesamt sind wir froh, dass wir einen schweren Auftaktgegner besiegen konnten.“
Die ärgsten Darmstädter Verfolger hielten sich am Wochenende ebenfalls schadlos. Heidenheim siegte gegen Rostock (2:0), Hamburg gegen Braunschweig (4:2). Der HSV wird zudem mit einer Verpflichtung von Ex-Nationalstürmer Max Kruse in Verbindung gebracht. Erstaunlich. Ebenso übrigens wie der weiter anhaltende Erfolgslauf des 1. FC Kaiserslautern. Der Aufsteiger schnuppert nach dem Dreier in Hannover (3:1) als Tabellenvierter am Aufstieg. Ob Trainer Dirk Schuster mit den Pfälzern tatsächlich ein ähnlich großes Fußballwunder zu vollbringen vermag wie einst mit Darmstadt 98?