Darmstadt 98: Randfigur im Fokus

In Nürnberg tritt der SV Darmstadt 98 wieder auf die große Zweitligabühne.
Die steilste These zum Thema Aufstiegskampf kam ganz zum Schluss. „Das leichteste Restprogramm hat der Hamburger SV, deshalb ist er für mich fast der sichere Aufsteiger“, sagte Torsten Lieberknecht am Donnerstag. Da wusste auf die Schnelle keiner der Medienvertreter, eine Nachfrage zu formulieren, und schon war sie vorbei, die Pressekonferenz mit dem Cheftrainer vom SV Darmstadt 98 vor dem Auswärtsspiel beim 1. FC Nürnberg (Samstag, 20.30 Uhr/Sky und Sport 1).
Es ist nicht neu, dass Lieberknecht mit einer gewissen Ehrfurcht von den Konkurrenten im Rennen um den Aufstieg redet, und sein eigenes Team, immerhin Tabellenzweiter und mit sechs Punkten Vorsprung zum Beispiel auf den Tabellensechsten HSV, liebevoll als „Randnotiz“ bezeichnet. Staunend blicken die Lilien also zu den großen Namen auf, die sich um sie herum an der Tabellenspitze der zweiten Liga formiert haben, bereit für den Schlussspurt: Werder Bremen, FC St. Pauli, FC Schalke 04, 1. FC Nürnberg und, ja, der Hamburger SV, der tatsächlich das mit Abstand leichteste Programm hat an den letzten sechs Spieltagen, während sich die fünf Klubs darüber ab jetzt Woche für Woche in direkten Duellen gegenseitig im Weg stehen. Die These vom „fast sicheren Aufsteiger“ HSV klingt deshalb steiler, als sie es in Wirklichkeit ist.
„Haben Verpflichtung“
Und Lieberknecht hat natürlich Recht damit, dass die Bremer und Hamburger und Schalker und Nürnberger kraft ihrer gewaltigen Erstligatradition größere Aufmerksamkeit generieren als die Darmstädter, bundesweit jedenfalls. Oder, wie es der Musikliebhaber Lieberknecht am Donnerstag in Anlehnung an einen Song der Klaus-Lage-Band „Monopoli“ aus dem Jahr 1985 sagte: „Wir sind nur die Randfiguren, allerdings in einem schönen Spiel.“ Im Originaltext ist zwar vom „schlechten Spiel“ die Rede, das würde zur angenehmen Lilien-Lage jedoch nicht passen.
Aber auch als vermeintliche Randfigur kann man im Fokus stehen. Wie schon beim Auswärtsspiel kürzlich bei Werder Bremen (0:1) ist den Darmstädtern die herausragendste Anstoßzeit zugeteilt worden, die zweite Liga zu bieten hat: Samstagabend, live im Free-TV, ohne Parallelspiel im deutschen Profifußball. „Für den Klub ist es super, sich präsentieren zu können“, sagte Lieberknecht.
Zudem sollen 1600 Fans der Südhessen beim Flutlichtspiel in Franken dabei sein. Lieberknecht: „Das gibt uns ein gutes Gefühl, nicht alleine zu sein. Wir haben eine Verpflichtung unseren Fans gegenüber, ein gutes Ergebnis zu erzielen.“