Dardai macht es für die Kids

Pal Dardai steht für etwas Größeres steht als die von Investorengeld ausgehöhlte Hertha. Er steht für die Seele des Vereins und die Hoffnung, dass noch etwas davon übrig ist.
Pal Dardai hat erzählt, dass er jetzt einen Hund hat. Diese Information ruft Bilder vor dem inneren Auge hervor: Dardai, der stämmig gebaute Ungar mit dem grimmigen Blick, wie er mit einer Bulldogge oder einem Schäferhund durch Berlin streift und die Leute erschreckt. Aber so ist das nicht. Die Dardais haben sich nämlich einen Maltipoo angeschafft, halb Malteser, halb Pudel, mit einem Maltipoo kann man niemanden erschrecken, nicht mal eine Maus.
Ah, der gute Pal. Die Sache mit dem Hund hat er am Montag auf jener Pressekonferenz erzählt, auf der ihn Hertha BSC, Tabellenletzter der Fußball-Bundesliga und dem Abstieg versprochen, als neuen Cheftrainer vorstellte. Die Lage ist ernst bei den Berlinern, aber man kann das schnell vergessen, wenn der 47-Jährige ins Plaudern kommt. Dann breitet sich eine gewisse Leichtigkeit aus. Und man gelangt zur Überzeugung: Wenn einer diese Mannschaft noch retten kann, dann Pal Dardai.
Der Plan war natürlich ein anderer. Wie Dardai am Montag verriet, sollte die Hertha-Vereinslegende im Sommer zurückkehren in die Nachwuchsakademie. Dorthin, wo sein Trainerdasein anfing, bis er 2015 zum ersten Mal Trainer der Profis wurde und es bis 2019 blieb. Viereinhalb Jahre, und es hätten noch viele mehr werden können, hätte sich der damalige Manager Michael Preetz nicht sinnlos anstacheln lassen vom Investoreneinstieg des Lars Windhorst (auch schon wieder Geschichte). Preetz wollte attraktiveren Fußball als den pragmatischen „Dardaismus“ und leitete auch damit ein Stück weit den Niedergang ein.
Abstieg? „Dann mit mir“
Preetz ist weg, sein Nachfolger Fredi Bobic ist inzwischen auch weg, der hat Dardai auch schon mal vor die Türe gesetzt, Ende November 2021. Zehn Monate, nachdem Dardai zum ersten Mal auf Rettermission zurückgekehrt war, obwohl das damals gar nicht in seine Lebensplanung gepasst hatte, der nagende Stress als Bundesligatrainer war da nicht mehr vorgesehen.
Was sollte sich geändert haben seitdem? Nichts, aber alles. Dardai schätzt weiter das gemütliche Leben als Familienmensch und „Rentner“, wie er das selbst sagt, und seit Neuestem ist da ja auch noch der Maltipoo. Doch die geplante Rückkehr in die Akademie war ein Ding der Leidenschaft für ihn. Wenn man so will, hat er seinen Job in der Jugend nun vorab angetreten, bei den Profis. Er macht es für die Kinder.
„Ich will wieder dahinkommen, dass die Hertha-Jugendspieler nicht vom Verein weggehen, dass sie die A-Mannschaft wieder sexy finden“, sagte Dardai. Er habe sein „halbes Leben dafür gegeben, dass wir eine gute Nachwuchsabteilung haben. Doch dafür brauchen wir eine gute A-Mannschaft. Und wenn diese A-Mannschaft jetzt absteigt, dann mit mir – basta. Entweder mit mir drinbleiben oder mit mir absteigen.“
Dardai hat am Montag das Gefühl vermittelt, dass irgendwie beides okay ist. Weil für etwas Größeres steht als den Klassenerhalt mit einem von Investorengeld ausgehöhlten Verein. Er steht für die Seele der Hertha und die Hoffnung, dass noch etwas da von übrig ist.