Nach Chaos beim Champions-League-Finale: Liverpool-Fans klagen gegen UEFA
Vor dem Champions-League-Finale zwischen Liverpool und Real Madrid kam es vor dem Stadion zu Tumulten. Fans der „Reds“ klagen nun gegen die UEFA.
London – Was als Fußballfest in Paris mit dem siebten Europapokalsieg des FC Liverpool begangenen werden sollte, endete für viele Fans des englischen Traditionsvereins mit einer gefährlichen Enttäuschung. Neben dem verfehlten Sieg waren vor allem die 238 Verletzten die traurigste Bilanz des Tages. Ein verfehltes Sicherheitskonzept sorgte dafür, dass viele Fans keinen Einlass zum Stadion erhielten und sich an den Eingängen zwischenzeitlich eine Massenpanik androhte. Das Spiel am 28. Mai war daraufhin erst mit 37 Minuten Verspätung angepfiffen worden. Gegen die Versäumnisse der UEFA haben nun rund 900 Fans des FC Liverpool Klage eingereicht.
UEFA |
Hauptsitz: Nyon/Schweiz |
Präsident: Aleksander Ceferin |
Mitglieder: 55 Nationalverbände |
Fans des FC Liverpool reichen Klage ein – UEFA trägt die Hauptschuld, Polizeipräfekt musste zurücktreten
Eine Mischung aus engen Zugängen und viele Personen, die versuchten, ohne gültiges Ticket ins Stade de France zu gelangen, sorgten dafür, dass die Ordnungskräfte der Lage nicht mehr Herr wurden. Als sich der Anpfiff nährte und das Gedränge zunahm, schritt die Polizei laut damaligen Bericht der Süddeutschen Zeitung am ersten von mehreren Ticket-Kontrollpunkten mit Tränengas ein und befeuerte die angespannte Lage damit zusätzlich. Ein Vorgehen, das dem zuständigen Pariser Polizeipräfekt Didier Lallement seinen Job kostete.
Auch im weiteren Verlauf des Abends entspannte sich die Situation nur teilweise und führte dazu, dass viele Fans trotz gültiger Eintrittskarte das Spiel nicht mehr zu sehen bekamen.
Eine unabhängige Untersuchung stellte in ihrem Abschlussbericht Mitte Februar fest, dass die UEFA die Hauptverantwortung für das Einlasschaos trug, da sie als Ausrichterin mit eigenen Sicherheitskräften für den geregelten Einlass auf das Stadiongelände hätte sorgen müssen. Die Klage aufgrund der erlittenen Personenschäden sei somit gegen den Kontinentalverband zu richten. Die englische Kanzlei Leigh Day, welche die rechtlichen Interessen der Kläger vertritt, hat die entsprechende Klage bereits beim zuständigen High Court in London im Namen von 887 Personen eingereicht.
Fans des FC Liverpool klagen gegen UEFA – Böse Erinnerungen an Hillsborough
Als weitere Begleiterscheinung dürften die Zustände schlimme Erinnerungen bei Liverpool-Fans geweckt haben. 1989 kam es im Hillsborough-Stadion zu Sheffield während eines FA-Cup Halbfinals unter Beteiligung des FC Liverpool zu einer Massenpanik im Block des Liverpool-Fans. 97 Menschen kamen hierbei ums Leben. Erst 2016 erkannte die Polizei ihre Schuld hierfür an, nachdem zuvor den Fans über mehr als 20 Jahre die Schuld den Ereignissen zugewiesen wurde. Dass der Bericht nun die eigenen Anhänger entlastet, begrüßt der FC Liverpool und nimmt die UEFA in die Pflicht, die Zuschauersicherheit künftig zur obersten Priorität zu erheben.

Der frisch wiedergewählte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin hatte bereits Mitte März in einem Interview mit dem ZDF sein Bedauern über die Geschehnisse geäußert. So gebe es laut dem 55-Jährige niemanden in der UEFA, dem es nicht furchtbar leid tue, was beim Endspiel geschehen ist. (nki)