Brisantes Wiedersehen für Max Eberl mit Gladbach

Leipzigs neuer Sportchef stellt sich auf Schmähungen seiner ehemaligen Borussen Klientel ein: „Das perlt an mir ab“.
Es gibt nicht viele im Fußball-Zirkus, deren Image binnen kurzem derart in den Keller gerasselt ist wie das von Max Eberl, fast ein Vierteljahrhundert im Geschirr von Borussia Mönchengladbach in allerlei Funktionen, aber immer: loyal, freundlich, geerdet, kein Blender, kein Schaumschläger, einer, dem man selbst in diesem windigen Geschäft eine gewisse Ehrlichkeit abnahm, der ein paar unverrückbare Werte achtete. Und Eberl, inzwischen 49, war einer, der Sprechblasen und Plattitüden so weit es ging mied, statt dessen deutlich formulierte: Einmal sagte er, ihn störe an RB „dieses Geschiebe von Spielern von Salzburg nach Leipzig“, einen „faden Beigeschmack“ habe das für ihn.
Groß war deshalb die Betroffenheit in der Öffentlichkeit, als er vor einem Jahr den Bettel hinwarf, an Burnout litt, nicht mehr konnte. Der Profifußball habe ihn fertig gemacht, er müsse „raus aus der Mühle“, wieder Max Eberl sein und sonst nichts. Da verwunderte eigentlich nur die kalte Reaktion von Klubchef Ralf Königs, der Eberls Entscheidung damals zwar „respektiert, aber nicht akzeptiert“ habe.
Ein paar Monate später wurde bekannt, dass Max Eberl, inzwischen gesundheitlich offenbar wiederhergestellt, einen Posten bei RB Leipzig angeboten bekommen hatte, seit September des vergangenen Jahres ist er dort als Sportchef genau wieder in dieser Mühle, die ihn zuvor krank gemacht hatte. Das verstand kaum einer. Das Gladbacher Fanprojekt empfand diesen Schritt des einstigen Bundesligaprofis als „schäbig“. Die Ultragruppierung Sottocultura bezeichnete ihn auf ihrer Webseite gar als „charakterlose Person“. Seitdem herrscht Eiszeit zwischen Eberl und seinem vormaligen Herzensverein, bei dem er Spieler, Jugendtrainer, Manager war. Dass sich seinerzeit keiner vom Bökelberg hinter ihn gestellt und verteidigt hat, hat ihm wehgetan. Die Kontakte sind auf ein Minimum reduziert. Jetzt sagt Eberl, auf sein altes Zitat angesprochen, die Welt habe sich weitergedreht, er versuche nun, „die besten Spieler nach Leipzig zu bekommen“ und wenn sie in Salzburg spielten, eben von da.
Das Wiedersehen am Samstagnachmittag (15.30 Uhr) mit seiner Gladbacher Vergangenheit wird für Max Eberl mutmaßlich nicht so schön. Nachfolger Roland Virkus appellierte bereits an die an den Cottaweg mitreisenden Borussen-Fans, ihre Emotionen zu zügeln, und wenn das nicht gehe, so mögen die Proteste bitteschön „oberhalb der Gürtellinie“ bleiben. Er, Virkus, freue sich auf das Treffen mit Eberl, ohnehin habe man dieser Tage bereits telefoniert. Große Hoffnungen braucht man da nicht zu haben, selbst der Sportpsychiater Valentin Markser, der einst Robert Enke behandelt hat, ist in Sorge. Schmähungen gegenüber Menschen, die wegen eines Erschöpfungs-Syndroms ausgestiegen seien, könnten „eine Wirkung auf Leute haben, die sich dann vielleicht nicht trauen, zu ihren Problemen zu stehen“.
Max Eberl sagt, die Beschimpfungen, die er schon bei den Spielen gegen Union Berlin und 1. FC Köln ertragen musste, „perlen an mir ab“, nur seinen Eltern würde dies nahe gehen. Besondere Kontrollen der Auswärtsfans sind nicht geplant.