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Lucien Favre: Der lange Abschied vom BVB
- vonJan Christian Müllerschließen
Lucien Favre muss bei Borussia Dortmund noch vor der kurzen Weihnachtspause gehen. Ein Kommentar.
Wie stark das Vertrauen von Borussia Dortmund in Lucien Favre bereits minimiert gewesen ist, kann jetzt jeder sehen: Nach dem 1:5 gegen den VfB Stuttgart bekommt der Schweizer noch nicht einmal mehr die Chance, sich bis in die Weihnachtstage rüberzuretten. Bereits am Dienstag spielt der BVB in Bremen, schon am Freitag bei Union Berlin, am darauffolgenden Dienstag im DFB-Pokal bei Eintracht Braunschweig. Favre hätte reichlich Gelegenheit gehabt, sich und sein Team binnen acht Tagen in der Fremde (wo sich seine Mannschaft derzeit offenbar wohler fühlt) wieder zu stabilisieren. Dass er diese Möglichkeit nicht mehr bekommt, ist bezeichnend dafür, dass die leitenden Fußballfachleute Aki Watzke, Michael Zorc und Sebastian Kehl nicht erst Samstag während der Blamage gegen den Aufsteiger von Favre abgerückt sind, sondern schon viel länger.
Borussia Dortmund: Es war keine Entwicklung mehr zu sehen
Anders als beim DFB in der Zusammenarbeit mit Joachim Löw nach dem 0:6 gegen Spanien interpretiert man das 1:5 gegen Stuttgart in Dortmund nicht als singulären Aussetzer, als Blackout, sondern als Ergebnis einer freudlosen Entwicklung. Die Verantwortlichen sind der Ansicht, sie hätten ihrem Trainer einen Kader zur Verfügung gestellt, der in dieser Saison um die Meisterschaft mitspielen kann.
Die Mischung aus blutjungen, hochtalentierten Männern wie Moukoko, Reyna, Reinier, Haaland, Sancho, Zagadou und Bellingham, vermeintlich stabilem Mittelalter wie Guerreiro, Akanji, Dahoud, Brandt und Hazard sowie erfahrenen Leuten wie Can, Reus, Bürki, Witsel, Meunier, Hummels sollte titelträchtig sein. Die Erwartung war konkret und angesichts der individuellen Qualität berechtigt. Stattdessen mischen Leipzig und Leverkusen die Bundesliga und die Bayern auf.
Der Klassiker: Der Trainer erreicht die Mannschaft nicht mehr
Borussia Dortmund ist in dieser Konstellation kein Perspektivteam mehr. Dass viele junge Leute im Kader sind, heißt nicht, dass alles noch Zeit braucht. Das demonstriert Leipzig gerade eindrucksvoll. Favre ist ein Fachmann, der mehr vom Fußball versteht als die allermeisten Kollegen und sämtliche Presseleute, dazu menschlich über viele Zweifel erhaben. Aber er hat diese Truppe wohl nicht mehr emotionalisieren können, eine Entwicklung, die mit seinem Wesen und seiner Ansprache zu tun haben dürfte - und damit, dass sich nach zweieinhalb intensiven Jahren manches im Miteinander abgenutzt hat.