Bo Svensson vergreift sich mal wieder im Ton

Die unnötige Rote Karte für den Mainzer Trainer im Pokal gegen Bayern München ist erneut symptomatisch für seinen Umgang mit Schiedsrichtern, Ein Kommentar.
Mehrere Millionen Zuschauer vor den Fernsehbildschirmen, ein kleiner Klub zur Primetime deutschlandweit im Free-TV, die eigene Arena ausnahmsweise einmal ausverkauft und einen angeschlagenen FC Bayern im DFB-Pokal vor der Brust. Es schien einiges angerichtet, damit Mainz 05 sich am Mittwochabend von der besten Seite hätte zeigen können: Als der sympathische Klub, der er ja tatsächlich sogar meistens ist, mit einer widerspenstigen Mannschaft, die von einem klugen Trainer angeleitet wird und allen Gegnern das Leben schwer machen kann.
Stattdessen stand es schon zur Halbzeit uneinholbar 0:3, die Spannung war raus. Die Nullfünfer konnten da schon froh sein, dass Schiedsrichter Deniz Aytekin kurz zuvor Gnade vor Recht hatte ergehen lassen und den 05-Kapitän Silvain Widmer nach wiederholtem Foulspiel nicht mit Gelb-Rot vom Platz gestellt hatte. So nutzten sie nach der Pause die Chance, sich von einer besseren Seite zu zeigen und die Bayern nicht mehr so duckmäuserisch zu begleiten wie noch in der ersten Halbzeit.
Allerdings wurde ein insgesamt aus Mainzer Sicht unerquicklicher Abend durch die Rote Karte für Trainer Bo Svensson nach unten abgerundet. Hinterher wurde leidenschaftlich diskutiert, ob die Aussage „Seid ihr blind“ in Richtung des Vierten Unparteiischen für einen Platzverweis ausgereicht haben sollte. Svensson fand das nicht, er habe „niemanden beleidigt“, es habe sich um Fußballersprache gehandelt, die er auch aus anderen Coachingzonen regelmäßig zu Ohren bekomme.
Völlig unnötige Entgleisung
Wenn dem tatsächlich so ist, sollte die Debatte tunlichst in eine andere Richtung gehen. Nämlich dahin, wieso ausgewählte Fußballtrainer sich überhaupt herausnehmen, im Umgang mit Schiedsrichtern eine Sprache zu wählen, die im alltäglichen Umgang kein Mensch tolerieren würde. Und die sie im Übrigen auch nicht klaglos akzeptieren würden, wenn sie von seiten der Unparteiischen in ihre Richtung genutzt würde.
Außerdem stellt sich die Frage, wieso ein intelligenter und empathischer Mensch, der der Mainzer Trainer in den allermeisten Lebenslagen zweifelsohne ist, beim Spielstand von 0:3 nach 80 Minuten ohne wirklich ersichtlichen Grund überhaupt zu solcher Wortwahl gegen die Unparteiischen greift. Zumal vor dem Hintergrund, dass er ohnehin aus guten Gründen unter besonderer Beobachtung steht, nachdem er sich kürzlich wegen Meckerns seine bereits elfte Gelbe Karte binnen nunmehr zwei Jahren abgeholt hat. Einsamer Rekord im deutschen Lizenzfußball.
In Mainz haben sie die Ergüsse ihres Chefcoaches wiederholt mit Svenssons Emotionalität begründet. Aber hinter den Kulissen gab es auch selbstkritische Gespräche, und tatsächlich hat Svensson es im Bundesligaalltag weitgehend geschafft, seine Gefühle so zu kanalisieren, dass sie förderlich für die eigene Mannschaft sind und sich nicht völlig unnötig an Bagatellentscheidungen der Schiedsrichter reiben. Umso bedauerlicher nun dieser Rückfall, für den sich der Däne nach dem Spiel beim Schiedsrichter entschuldigte.
Der hatte zuvor klargestellt, dass er die Mindestanforderungen an einen respektvollen Umgang miteinander in diesem Fall für nicht erfüllt hält. „Wir sind nicht die Mülleimer der Nation.“ Die Kommunikation ende da, wo er beleidigt werde. Ein Gedanke, der nachvollziehbar erscheint.