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BGH-Urteil zur Haftung der Vereine: Dialog mit Fans nötig

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Von: Georg Leppert

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Chris Förster, Geschäftsführer des FC Carl Zeiss Jena vor dem Bundesgerichtshof (BGH).
Chris Förster, Geschäftsführer des FC Carl Zeiss Jena vor dem Bundesgerichtshof (BGH). © dpa

Es wäre in Zukunft gut, wenn der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die eingenommenen Gelder aus Fanstrafen wirklich für Präventionsarbeit einsetzt. Ein Kommentar.

Frankfurt am Main - Wirklich nachvollziehbar ist das Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) im Fall von Carl Zeiss Jena nicht. Wenn der DFB Vereine für das Verhalten ihrer Fans sanktioniert, spricht er selbst von einer Geldstrafe und benutzt einen Begriff aus dem Strafrecht. Insofern hätte es in dem Verfahren um die Frage gehen müssen: Sind Vereine für ihre Fans verantwortlich? Stattdessen wählt der BGH den Begriff der Präventivmaßnahme. Das ist eine weitreichende Interpretation von Sanktionen, die der Klub vom Bundesverfassungsgericht überprüfen lassen sollte.

BGH-Urteil: Strafen bekommen durch das Urteil einen neuen Charakter

Vor allem aber bekommen die Strafen durch das Urteil einen neuen Charakter. Sollen sie präventiv wirken, wäre es zumindest nötig, dass das von den Vereinen zu zahlende Geld ausschließlich für Maßnahmen zur Gewaltprävention verwendet wird. In erster Linie sollten die Beträge den Fanprojekten zugutekommen. Sie haben entscheidenden Anteil daran, dass in Deutschland nicht annähernd solche Zustände herrschen wie in Osteuropa, wo Auseinandersetzung oft extrem gewaltsam ausgetragen werden. Die Beschäftigten in den Projekten gehören zu den wenigen Menschen, die auf die Fanszene einwirken.

Das Urteil löst die Konflikte nicht

Gelöst wären die Konflikte zwischen Fans und DFB damit aber noch lange nicht. Zur Erinnerung: Bevor Corona kam, ging es darum, ob Spiele abgebrochen werden sollen, wenn Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp aus der Kurve heraus beleidigt wird. Zur Auseinandersetzung hatte ein Teilausschluss von Fans geführt, wie ihn der DFB gar nicht mehr anwenden wollte. Solche Fragen wird der Verband nur im Dialog mit den Fans lösen. Das Urteil des BGH hilft ihm dabei nicht weiter. (Georg Leppert)

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