Bayern und Dortmund: Festspiele im Titelrennen

Spitzenreiter FC Bayern und Verfolger Borussia Dortmund entledigen sich ihrer Aufgaben mühelos.
Matthijs de Ligt wollte die Lehren aus der Vergangenheit ziehen, aber das gelang a nur bedingt. Als das 6:0 (2:0) des FC Bayern gegen Schalke 04 gerade abgepfiffen war, hatte der Niederländer den Entschluss gefällt, das folgende Topspiel von Verfolger Borussia Dortmund gegen Mönchengladbach nicht zu verfolgen. „Letztes Mal habe ich Dortmund geschaut, da haben sie 6:0 gewonnen“, berichtete der Verteidiger lachend. Nicht unbedingt besser aber lief es aus Bayern-Sicht mit Missachtung. Mit 5:2 setzte sich der BVB diesmal durch, das Polster blieb also auch nach Spieltag 32 bei einem Pünktchen. Und trotzdem war an diesem Samstag, so vieles so anders aus Münchner Sicht als in den Wochen zuvor.
„Es war schon ein kleines Fest“, sagte Thomas Müller, der mit seinem frühen Führungstreffer (21.) die Weichen für den Sieg gestellt hatte, den Joshua Kimmich (29./Elfmeter), Serge Gnabry (50./65.), Mathys Tel (80.) und Noussair Mazraoui (90.+2) zu einem Schützenfest machten. „Einen ganz anderen Zug zum Tor“ hatten FCB-Präsident Herbert Hainer gesehen, Thomas Tuchel lobte den „unbedingten Willen gepaart mit einer Leichtigkeit und Freude“, die sein Team über 80 der 90 Minuten auf den Rasen gebracht hatte.
Am bislang höchsten Sieg seiner noch jungen Karriere an der Seitenlinie des Rekordmeisters hatte der Coach wenig auszusetzen, er sprach von einer „guten Leistung, einem verdienten Erfolg, einem nächsten Schritt in die richtige Richtung“. Aber er kennt seine Bayern nach eineinhalb Monaten im Amt schon so gut, dass er sicherheitshalber hinzufügte: „Trotzdem ist das kein Grund, jetzt komplett in Euphorie zu verfallen.“
Es war jedem bewusst, dass der Abstiegskandidat Schalke ein Aufbaugegner war – und in RB Leipzig kommende Woche ein anderes Kaliber gastiert. Und trotzdem ist Optimismus nach dem dritten Sieg hintereinander so angebracht wie lange nicht. Deutlich mehr Tempo und Struktur hatte das Bayern-Spiel. Es kamen Bälle an, die seit Wochen ins Nichts gingen; es landeten Schüsse im Tor, die zuletzt vorbei gekullert wären. Tuchel nannte das Erfolgsrezept „gute Energie“, sie resultierte aus einer echten Teamleistung. „Es ist gut für uns, dass viele Spieler getroffen haben“, sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic und sprach damit Müller, Gnabry, Tel und Mazraoui – also diverse Sorgenkinder der letzten Wochen – an.
Die Münchner Trainingswoche startet mit einem „guten Gefühl und Erleichterung“, sagte Tuchel. Vor allem aber startet sie in dem Gewissen, dass man, wie Salihamidzic bestätigte, nicht nach „links und rechts“ schauen muss: „Es ist egal, was Dortmund macht.“ Tuchel hat die „Kunst“ auf dem Weg zum zwölften Serientitel darin ausgemacht, nun „im Tunnel zu bleiben“.
Zwei Teams in Torlaune
Bloß auch der BVB zeigte sich unbeeindruckt vom Münchner Torfestival. Beim 5:2 gegen Gladbach flutschte es erneut einwandfrei - gerade offensiv. Die ersten beiden Treffer leitete Sebastien Haller ein, die nächsten beiden erzielte er selbst – für den Ex-Frankfurter geht es auch sportlich spürbar aufwärts. Der Dortmunder Torjäger bot sein bisher bestes Spiel im schwarzgelben Trikot. Ein halbes Jahr nach seiner zweiten Krebs-OP und begleitenden Chemotherapien gewinnt der 28-Jährige an Tempo- und Zweikampfhärte. „Es ist etwas Mentales, warum es bei mir so gut läuft. Ich genieße es jeden Tag, dass ich hier bin“, sagte Haller.
Vor allem die Gala seines Teams in der ersten halben Stunde der Partie mit vier Treffern schürt bei ihm den Glauben an ein Happy End im Titelkampf. „2023 sind wir Deutschlands beste Mannschaft, so muss es bleiben“, sagte der ivorische Nationalspieler: „Mein Ziel ist es, alles mit den Jungs zu genießen. Wir müssen uns gegenseitig Freude bereiten.“
Seit der Winterpause schoss der BVB in 17 Spielen 53 Tore. Dazu trug nicht nur Haller mit sieben Treffern, sondern auch Donyell Malen bei. Mit neun Toren und vier Assists ist Malen der Topscorer der Bundesliga in diesem Jahr. Und weil auch Karim Adeymi (6) seine Ladehemmung ablegte, kann sich der BVB weiter Hoffnung auf den ersten Meistertitel seit 2012 machen. mit dpa