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Bayern München: Der Titan kämpft

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Von: Manuel Bonke, Hanna Raif

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Will um seinen Job kämpfen: Oliver Kahn.
Will um seinen Job kämpfen: Oliver Kahn. © dpa

Bayerns Vorstandschef Oliver Kahn hat noch lange nicht genug, hat eine Vision für den Rekordmeister und will in der Aufsichtsratssitzung für sich werben.

Es ist kein neues Phänomen, dass beim FC Bayern in turbulenten Zeiten jedes einzelne Wort auf die Goldwaage gelegt wird. Und auch wenn Herbert Hainer seine jüngste Aussage zu einem möglichen Aus von Oliver Kahn als Vorstandsvorsitzender des FC Bayern („Glauben Sie mir, wir konzentrieren uns auf das Sportliche“) nicht in Richtung Misstrauen interpretiert sehen wollte, munkelt man seitdem: Der Präsident vermeidet ein klares Bekenntnis zum CEO. Da trifft es sich gut, dass zumindest der Mann, um den es geht, die Sache so einordnet, wie sie gemeint war. Kahn nämlich erzählte der „Sportbild“: „Ich kann absolut nachvollziehen, wenn Herbert Hainer sagt: Wir wollen uns auf den Gewinn der Meisterschaft konzentrieren. Genau das sage ich ja auch.“

Freilich ist auch dem 53-Jährigen bewusst, dass der Blick intern deutlich weiter geht als bis zum 27. Mai, also jenen Samstag, an dem der FC Bayern in Köln gastiert, während der aktuell auf einen Punkt distanzierte Verfolger aus Dortmund Mainz empfängt. Drei Tage später steht die verschobene Aufsichtsratssitzung an, in der man laut Kahn „alles andere kritisch und auch selbstkritisch hinterfragen“ werde. Alles – das sind die Dinge, die auf dem Platz schiefgelaufen sind, aber auch jene, die man daneben „besser machen“ könne.

Kahn nimmt sich selbst da nicht aus, will sich „entwickeln“. Und man merkt ihn in den Wochen, die seit dem ersten Gerücht um ein mögliches Ende an der Spitze des FC Bayern vergangen sind, seinen Kampfgeist an. Sogar sein altes Credo „Eier, wir brauchen Eier“, nimmt er wieder auf: „Es gibt keinen Grund, sich von diesem Satz zu distanzieren.“ Der „Titan“ lebt es intern und ist öffentlich deutlich präsenter als in den eineinhalb Jahren zuvor, er schärft sein Profil und will gehört werden. Und er hat eine Vision von diesem Verein, die weiter reicht als sein bis Ende 2024 datierter Vertrag.

„Wir befinden uns in einem Prozess der Veränderung“, sagt er in dem Bewusstsein, dass der FC Bayern sich „in Zukunft großen Herausforderungen stellen“ müsse. Der Blick auf das Champions-League-Halbfinale, in dem drei investorengeführte Klubs stehen, bestätigt Kahn in seinem Denken: „Darauf müssen wir Antworten haben.“ Er sieht es als seine Aufgabe an, „den FC Bayern in dieser Welt und mit dieser Größe weiterzuentwickeln und gleichzeitig die Tradition und die Werte zu pflegen“.

Ein Spagat, der nicht immer einfach ist. Und Kahn gibt zu, ihn seit seinem Amtsantritt im Juli 2021 auch nicht immer gut gemeistert zu haben. Ehrliche Worte wie diese will man auch in der Aufsichtsratssitzung hören, deren Ergebnis nach wie vor als offen gilt.

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