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Bayern-Aus von Julian Nagelsmann: Das Ende keiner Ära
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Zu unstet war alles unter Trainer Julian Nagelsmann, der sehr gut ist, aber offenbar noch nicht gut genug für dieses Niveau. Ein Kommentar.
Die Bayern mussten es tun. Das wird den Verantwortlichen klar geworden sein, als sie darüber nachdachten, was passieren könnte, würden sie es nicht tun, würden sie also nicht den Trainer Julian Nagelsmann rauswerfen und durch Thomas Tuchel ersetzen. Jetzt war die Gelegenheit, so schnell würde sie nicht wiederkommen.
Denn natürlich hatten die Bayern-Bosse, namentlich Oliver Kahn, der Vorstandsvorsitzende, und Hasan Salihamidzic, der Sportvorstand, mitbekommen, dass der Weltklassetrainer Tuchel keine Anstellung hatte und dass er vor ein paar Wochen zurück nach München gezogen ist. Dass es aber nicht lange dauern würde, bevor dieser polyglotte Typ wieder auf Montage gehen würde, nach London oder Madrid oder Paris oder sonst wohin.
Gleichzeitig wird den Bossen eingefallen sein, dass ihnen dieser Nagelsmann in letzter Zeit ganz schön auf die Nerven gegangen ist, und dass sie mit ihm vielleicht alle Titel gewinnen würden in dieser Saison, vielleicht aber auch keinen einzigen. So unstet war alles unter diesem Trainer, der sehr gut ist, aber offenbar noch nicht gut genug für dieses Niveau.
Also: Einfach machen, bevor es zu spät ist. Keine Zeit für Sentimentalitäten, keine Zeit für Eitelkeiten. Machen, und dann Schirme auf und raus in den Shitstorm.
Das sieht ja alles sehr blöd aus jetzt. Einen Trainer rauswerfen, den man vor nicht einmal zwei Jahren für mehr als 20 Millionen Euro eingekauft hat, weil man überzeugt war vom Entwicklungspotenzial dieses immer noch erst 35-jährigen Trainertalents. Weil man dachte, eine Ära prägen zu können mit ihm. Sieht auch blöd aus, dass der Vereinspräsident Herbert Hainer noch am Sonntag in einem Interview mit dem „Kicker“ wahre Lobeshymnen auf Nagelsmann gesungen hat. Der FC Bayern plane „auf jeden Fall langfristig“ mit Nagelsmann, „weil wir mit ihm etwas aufbauen wollen“. Die Trainerdiskussion? „Die kam von außen, die haben wir nicht vom Zaun gebrochen.“ Alles klar, Herbert.
Die Bayern haben Tuchel schon mal verpasst. Da saß noch Uli Hoeneß mit am Steuerrad und hatte zu große Vorbehalte gegen den nicht unkomplizierten Charakterkopf. Stattdessen ergatterte der Rekordmeister Niko Kovac, was nicht gut ausging, und Tuchel wurde auf seinen Stationen bei Paris Saint-Germain und dem FC Chelsea zu einem Mann von Welt.
Tuchel ist ein Name, der den FC Bayern schmückt, international mehr noch als national. Jetzt oder nie – sie mussten es tun.