Bayern auf Ibiza: Maximal unglücklich

Die schlappen Meisterspieler fliegen mal eben auf die Balearen. Eine teambildende Maßnahme? Unfug. Vielmehr ein selbstherrlicher Trip, der tief Blicken lässt. Ein Kommentar.
Sehr wahrscheinlich wird es nicht gut ausgehen für den VfB Stuttgart am Sonntag in München-Fröttmaning, ab 17.30 Uhr. Es könnte sogar ganz fürchterlich unangenehm werden für den Verein aus Bad Cannstatt, der seit Wochen im Tabellenkeller feststeckt und verzweifelt darum kämpft, auch in der neuen Saison erstklassig mittun zu dürfen. Vier Punkte rangieren die auf dem Relegationsrang liegenden Schwaben schon hinter dem rettenden Ufer und Hertha Berlin, von hinten schiebt Arminia Bielefeld, nur zwei Zähler zurück. Und jetzt müssen die Stuttgarter zum FC Bayern, ausgerechnet jetzt.
Das wäre, vordergründig betrachtet, gar nicht so schlimm, die Münchner sind ja schon wieder Meister, zum zehnten Mal nacheinander, und da lässt man es auch mal lockerer angehen – so wie am zurückliegenden Samstag bei der peinlichen 1:3-Niederlage in Mainz.
Doch blöd für den VfB: Auf einmal stehen die bajuwarischen Stars und Sternchen geschlossen am Pranger, weil sie es für eine gute Ideen hielten, die zwei trainingsfreien Tage auf der Partyinsel Ibiza zu verbringen, 20 Grad, laues Lüftchen am Mittelmeer, pulsierendes Nachtleben. Hmm, nun ja. Die Idee fanden nicht alle so gut wie die Gruppe selbst. Aus der Liga hallte einen Aufschrei der Empörung hinüber auf die Balearen.
Sportvorstand Hasan Salihamidzic beeilte sich, die Vergnügungsreise als „teambildende Maßnahme“ zu deklarieren, was blanker Unfug ist. Natürlich steht es den Spielern frei, ihre Freizeit nach ihrem Gusto zu verbringen, und doch bleibt ein Geschmäckle, ein ungutes Gefühl irgendwo in der Magengegend. Diese Lustreise ist zwar weit weg von einem Skandal, aber doch maximal unglücklich, es geht ja auch um eine Symbolik, um die Außendarstellung. Und immer mehr drängt sich der Gedanke auf: Da stimmt etwas nicht mehr bei den Bayern.
Die Rede ist hier ja nicht von einem kurzen Heimaturlaub bei der Familie in, sagen wir, Paris, sondern von einer organisierten Sause auf einer bekannten Feierinsel, von einem Ausflug, auf dem nicht nur stilles Wasser und grüner Tee getrunken wurde – mitten in der Saison, in der es für andere, siehe Textanfang, noch um ein bisschen was geht. Da rufen viele gleich entrüstet: Wettbewerbsverzerrung!
Für die Bayern geht es nun darum, diesen Vorwurf zu entkräften, es geht um ihren Ruf, um Seriosität und Integrität, um eine professionelle Einstellung zum Beruf und sportliche Fairness. Für die Bayern steht ein Charaktertest an. Wenn sie den bestehen, wird es nicht gut enden für den VfB Stuttgart am Sonntag in München-Fröttmaning, ab 17.30 Uhr.