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Auf den Spuren von Mario Götze und André Schürrle

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Von: Jan Christian Müller

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Lang ist´s her: Bo Svensson (links), Stefan Bell (vorn) und Thomas Tuchel (rechts) mit Eugen Gopko Niko Bungert und Adam Szalai.
Lang ist´s her: Bo Svensson (links), Stefan Bell (vorn) und Thomas Tuchel (rechts) mit Eugen Gopko Niko Bungert und Adam Szalai. © Sportfotodienst/Imago

Die A-Junioren von Mainz 05 erwarten im Finale um die Deutsche Meisterschaft am Sonntag Borussia Dortmund, 2009 unter Thomas Tuchel holten sie den Titel gegen den BVB.

Stefan Bell hat kürzlich noch mal nachgezählt. „Zwölf Jungs aus unserer Meistermannschaft haben es zum Profi geschafft. Normal sind aus einem Jahrgang ein oder zwei.“ Bundesligaprofi Bell selbst, inzwischen 31 Jahre alt, ist einer von denen, die 2009 unter Trainer Thomas Tuchel durch ein 2:1 gegen Borussia Dortmund Deutscher A-Jugendmeister wurden. Wer hätte damals schon gedacht, dass im Bruchwegstadion in der Mainzer Mannschaft der spätere Vorlagengeber zum Finaltor der WM 2014, André Schürrle, stehen würde, und beim Gegner Borussia Dortmund jener berühmt gewordene Mann, der Schürrles Vorlage in der unvergessenen Nacht von Rio gegen Argentinien zum 1:0 in Perfektion veredelte: Mario Götze?

Die Stars heißen Nelson Weiper und Julian Rijkhoff

14 Jahre danach steht der Nachwuchs von Mainz 05 wieder gegen den BVB im U19-Finale. Für das Spiel am Sonntag (11 Uhr) in der Mainzer Arena sind bereits mehr als 10 000 Tickets verkauft, zudem wird die Partie kostenlos abrufbar über den Youtube-Kanal von Sky übertragen. Die Stars heißen bei Mainz 05 Nelson Weiper und beim BVB Julian Rijkhoff, beides Stürmer, beide schießen Tore fast am Fließband. Weiper ist Deutscher mit albanischen Wurzeln, Rijkhoff Niederländer, Weiper spielt schon, seit er ein kleiner Bubi ist, bei Mainz 05, Rijkhoff wurde im Januar 2021 für 130 000 Euro von der Borussia bei Ajax Amsterdam ausgelöst.

Das beschreibt ganz gut die unterschiedlichen Ausrichtungen der beiden Finalteilnehmer. Keiner könnte das besser erklären als der Mainzer A-Junioren-Trainer Benjamin Hoffmann. Der 43-Jährige war nämlich bis vor vier Jahren bei den Borussen angestellt, holte dort mit der U19 die deutsche Meisterschaft und hatte mit seiner Familie gerade ein Haus im nahen Unna bezogen, als im BVB-Nachwuchschef Lars Ricken eröffnete, dass er fortan als Koordinator der U12 bis U16 arbeiten sollte. „Ich habe Lars geantwortet, dass ich Trainer bin.“ Dann kam das Angebot aus Mainz gerade zu rechten Zeit.

Borussia Dortmund scannt den internationalen Markt

Hoffmann berichtete in einem Pressegespräch am Donnerstag, dass die Bedingungen in Dortmund und Mainz „unterschiedlicher nicht sein könnten - sowohl, was finanzielle Mittel betrifft als auch die Infrastruktur“. Beim BVB würden „in älteren Jahrgängen auch international Spieler dazugeholt, das ist bei Mainz 05 nicht möglich“. Am Sonntag werden U19-Spieler von Borussia Dortmund zum fünften Mal in den letzten sechs ausgetragenen Endspielen auf dem Platz stehen. Die Mainzer sind mit ihrem aktuellen Edeljahrgang erstmals seit dem Coup unter Tuchel wieder im Finale.

Stefan Hoffmann ist bei den Nullfünfern längst heimisch geworden und hat jüngst seinen Vertrag bis 2026 verlängert. Mit Blick vor aus auf das aktuelle Endspiel und zurück auf das Finale vor 14 Jahren sagt Hoffmann: „Die Jungs fragen nicht viel nach 2009. Die sind gierig darauf, ihre eigene Geschichte zu erzählen.“

Stefan Bell wurde unter Thomas Tuchel Profi

Sicher wäre es aber auch interessant. Stefan Bell zu lauschen, der damals gegen Dortmund verletzt zuschauen musste, ehe seine Profikarriere unter Thomas Tuchel Fahrt aufnahm und er mehrere gemeinsame Jahre mit seinem derzeitigen Mainzer Cheftrainer Bo Svensson in der 05-Verteidigung erlebte. Noch immer existiert eine WhatsApp-Gruppe der Sieger von damals. Bell hofft, dass einige seiner ehemaligen Mitspieler am Sonntag vor Ort sein werden. Auch eine Vielzahl der Mainzer Bundesligaprofis hat sich fürs Finale angesagt, wiewohl Trainer Svensson den Besuch nicht zur Pflicht erklären will.

Nelson Weiper könnte Joker gegen den FC Bayern sein

Die Gäste aus Westfalen, die sich im Halbfinale mit 4:0 und 0:1 gegen Hertha BSC durchsetzten, gelten als Favorit. Sie haben in der Uefa Youth League das Halbfinale nur knapp verpasst. Mainz gewann das Halbfinale gegen den 1. FC Köln (1:0 und 0:0) und setzte vor allem auf seine starke Offensive, die von Nelson Weiper angeführt werden soll. Möglich aber auch, dass der 18-Jährige tags zuvor als Joker gegen die Bayern zum Einsatz kommt.

Mit dem Mittelstürmer sind noch fünf weitere Mainzer Teammitglieder bereits seit mehr als einem Jahrzehnt im Trikot der Rheinhessen unterwegs. „Sie hatten schon als Achtjährige den Traum, hier Profi zu werden und erleben nun dieses Finale“, sagt Trainer Hoffmann.

Kuriosum: Weil wegen des Besuchs des FC Bayern am Samstag am selben Spielort kein Platz mehr in den Mainzer Hotels ist, übernachtet der Mainzer Nachwuchs vor dem Spiel des Lebens in einer Frankfurter Herberge.

Unaufhaltsam: Nelson Weiper im Halbfinale verfolgt vom Kölner Jakob Krautkrämer.
Unaufhaltsam: Nelson Weiper im Halbfinale verfolgt vom Kölner Jakob Krautkrämer. © Eibner/Imago

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