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Der arme José Mourinho

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Von: Timur Tinç

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José Mourinho beim Spiel gegen Burnley.
José Mourinho beim Spiel gegen Burnley. © afp

Manchester Uniteds Trainer José Mourinho findet, dass sein Klub auf dem Transfermarkt finanziell benachteiligt sei. Ein Kommentar.

José Mourinho kann einem schon leidtun. Die Schiedsrichter pfeifen immer gegen seine Mannschaften, er wird des Öfteren auf die Tribüne verwiesen – natürlich stets zu Unrecht – und manchmal wagen es die Gegner sogar laut in der Kabine ihre Siege zu feiern. Pfui. Und das Allerschlimmste aus Sicht des Portugiesen: „Die großen, geschichtsträchtigen Vereine werden für ihre Historie in der Regel auf dem Markt bestraft.“ Eine Spitze gegen Scheichklub Manchester City und den von Mourinho gehassten Pep Guardiola, der „Außenverteidiger für die Preise von Stürmern kauft.“ 

Es ist natürlich völlig unstrittig, dass die Öl-Scheichs, Investoren und Oligarchen den europäischen Transfermarkt radikal verändert haben. City hat alleine in diesem Sommer 250 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben – 100 Millionen für zwei Außenverteidiger –, aber immerhin noch 94 Millionen Euro eingenommen. Paris St. Germain hat mit dem Neymar-Transfer (222 Millionen Euro) alle Rahmen gesprengt. Dennoch ist es nicht allzu lange her - genau genommen ein Jahr – da war es Mourinho, der den Franzosen Paul Pogba für 105 Millionen Euro von Juventus Turin nach Old Trafford lockte und den Transferwahnsinn für diesen Sommer gewissermaßen einläutete. „The Special One“ hat in zwei Jahren bei United 350 Millionen Euro in talentierte Fußballer investiert. „Nicht genug“, wie er findet. 

Dann sollte sich Mourinho allerdings einmal die Liste der Klubs mit den meisten Schulden anschauen, die die Uefa in diesem Jahr veröffentlicht hat. Da steht nämlich Manchester United mit riesigem Abstand auf dem ersten Platz. 536 Millionen Euro Miese hat der englische Rekordmeister angehäuft und damit 200 Millionen Euro mehr als der Zweite, der portugiesische Spitzenklub Benfica Lissabon. Bevor Mourinho sich über Scheichklubs beklagt, sollten er und die Eigentümer von United dafür sorgen, dass mehr Geld eingenommen, als ausgegeben wird.

Die Uefa sollte nicht nur bei den gepämperten Vereinen aus Nahost, Fernost und Russland auf die Einhaltung der Financial Fairplay-Regeln achten, sondern auch darauf pochen, dass die Traditionsklubs ordentlich wirtschaften. Immerhin steht United trotz des fehlenden Kleingelds auf Platz zwei in der Premier League. Auf die Frage, ob er im Winter auf dem Transfermarkt nochmal tätig wird, antwortete Mourinho auf die ihm typische Art: Er warf dem Reporter einen Luftkuss zu und verschwand. Meistens tut Mourinho einem doch nicht so leid.

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