Abstiegsdrama: Kaum Luft im Keller

Gleich fünf Mannschaften, so viele wie nie, bibbern um den Klassenerhalt - das ist moderner Fünfkampf im Fußball.
Vor drei Wochen haben wir uns an dieser Stelle noch über die Rudelbildung an der Bundesligaspitze gefreut: Bayern, Dortmund und Union Berlin punktgleich, Freiburg, Leipzig und Eintracht Frankfurt in Schlagdistanz. Es hat nicht lange gedauert, ehe sich dieser Aggregatzustand in den Top Six auf ein Duell zwischen München und Dortmund minimiert hat. Denn die Eisernen, die Roten Bullen, Freiburg und die Eintracht hingen zuletzt alle miteinander ein bisschen durch.
Das tun unten im Verlies der Tabelle gerade auch sämtliche Mannschaften - bis auf die erstaunlichen Knappen aus Gelsenkirchens nördlichem Stadtteil Buer. Stehen plötzlich hinten wie eine Mauer aus Granit und murmeln vorne Tore rein, zur Not mit gütiger Mithilfe des Gegners. Alle anderen Teams in der Not lassen verlässlich Punkte - am Wochenende taten das Hertha BSC (ganz schwach beim 1:4 in Leverkusen), der VfL Bochum (Minusleistung beim 0:2 gegen Schalke), die TSG Hoffenheim (weitgehend wehrlos beim 0:1 in Mainz) und der VfB Stuttgart (etwas unglücklich beim 1:2 gegen die Bayern).
So kommt es zu der in fast 60 Jahren Bundesligahistorie noch nie dagewesenen Konstellation, dass nach dem 23. Spieltag vier Kellerasseln punktgleich auf den Rängen 18 bis 15 kauern, derweil sich die Hertha nicht allzu viel darauf einbilden sollte, noch ein lumpiges Pünktchen vor diesem Quartett in der fauligen Luft des fensterlosen Souterrains dahinzuvegetieren.
Eine Voraussage, wen es am Ende trifft, verbietet sich eigentlich, wenngleich der Trend gerade gegen den neuen Tabellenletzten Bochum und die seit fast fünf Monaten sieglose TSG Hoffenheim spricht. Aber schauen wir nach Berlin, wo Trainer Sandro Schwarz am Samstag auf seinen sportlich runderneuerten Ex-Klub Mainz 05 trifft, dann sieht man in der Hauptstadt Schauplätze, die nichts mit dem Sport an sich zu tun haben. Zuletzt widmete sogar das Wochenmagazin „Spiegel“ dem Zank um die fristlose Kündigung von Ex-Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic zwei Seiten.
Hilfreich sind derlei Scharmützel in der sowieso schon angespannten Lage sicher nicht. Das gilt auch für Stuttgart, wo Ex-Sportdirektor Sven Mislintat noch genüsslich ein bisschen Öl ins Feuer goss, als er Sonntagabend via Sky verkündete, er glaube, dass Bruno Labaddia mit dessen defensiver Ausrichtung „kein perfektes Match“ für die offensive DNA des VfB sei. Fünf von 24 möglichen Punkten hat Labbadia lediglich gewonnen seit Amtsantritt. Das sieht nicht gut aus, aber immerhin besser, als Pellegrino Matarazzo in Hoffenheim zurechtkommt. Vier Spiele als vermeintlicher Retter, null Zähler. Das kollektive Zittern wird sich in den Frühling ziehen. Wir sind gespannt.