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Donata Hopfen: Späte Absage an Saudi-Arabien

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Von: Frank Hellmann

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DFL-Chefin Donata Hopfen.
DFL-Chefin Donata Hopfen. © dpa

Die DFL-Chefin Donata Hopfen stellt klar, dass es keinen Supercup im Nahen Osten braucht - und Playoffs will sie so schnell auch nicht. Denn der Spagat zwischen Tradition und Moderne soll niemand überfordern.

Es hat lange gedauert, viele empfangen es als zu lange, dass Donata Hopfen sich in freier Rede gestellt hat. Beinahe ein halbes Jahr hat die neue Geschäftsführerin der Deutschen Fußball-Liga (DFL) bis zur ersten Pressekonferenz verstreichen lassen. Am Dienstag nutze die 46-Jährige eine Mitgliederversammlung im weitläufigen Kongresszentrum von Wiesbaden vor allem dazu, um den von ihr selbst in die Luft gelassenen Luftballon eines Supercups in Saudi-Arabien wieder geräuschvoll platzen zu lassen. „Das Thema eines Supercups in Saudi-Arabien war nie Teil der Planung und wird es auch zukünftig nie sein.“

Auch Playoffs, um die Meisterschaft wieder spannend zu machen, stünden ad hoc nicht auf ihrer Agenda, stellte die gebürtige Hamburgerin klar, der aufgrund der geharnischten Reaktionen von verschiedenen Seiten gedämmert haben muss, dass ihr vor knapp vier Monaten ein klassisches Eigentor unterlaufen war, als sie sagte: „Jede Maßnahme, die uns in Zukunft Geld bringen soll, muss zu uns passen. Ich finde aber, wir können in dieser Hinsicht aktuell gar nichts ausschließen.“

Der Vorgänger las der Liga gerne die Leviten

Nachdem, was aus ihren Aussagen geworden sei, würde sie mindestens einen Nebensatz anfügen, versicherte die DFL-Chefin, die in der Versammlung den Managern, Vorständen und Vereinsbossen „erste strategische Überlegungen“ vorstellte, wie sich der deutsche Profifußball in einem nicht einfachen Wettbewerbsumfeld behaupten will. Es scheint ja, als würde der Turbokapitalismus, jetzt wo die Pandemie auch in den Köpfen der Menschen in den Hintergrund, international gerade so weitergehen wie vor dem tückischen Virus.

Der deutsche Profifußball wolle sich, sagte Hopfen, „anhand seiner Traditionen und Werte weiterentwickeln“. Doch dieser Prozess stehe erst „ganz am Anfang“, mehr Spiele im Free-TV seien aber „erste Gedanken“. Die anderthalb Jahrzehnte für Axel Springer arbeitende Medienmanagerin weiß, dass die Pandemie zwar tiefe Furchen in den Bilanzen gezogen und eine Milliarde Euro Mindereinnahmen ausgelöst hat, gleichwohl sind die Gehälter in 2020/2021 fröhlich geklettert und die Beraterhonorare immer noch üppig. Aber anders als der langjährige Bundesliga-CEO Christian Seifert wollte die Nachfolgerin dafür den 36 Vereinen dafür (noch) nicht öffentlich ins Gewissen reden.

50+1 steht nicht zur Debatte

Vielmehr versuche sie sich unter Beibehaltung der 50+1-Regel an der „Quadratur des Kreises“, wie sie sagte. Zumal, wenn gesellschaftliche Verantwortung, internationale Relevanz und Wachstum zusammengeführt werden sollen. Gleichzeitig gelte ja, führte Hopfen in einem abgelesenen Eingangsstatement aus, den ältere und mittleren Generationen nicht den Spaß am Fußball zu vermiesen und gleichzeitig „junge Leute zu binden, deren Freizeitverhalten sich radikal ändert“. Hörte sich an, als sei das in Zukunft auch nicht eben einfach. Eine klare Meinung hatte die Mutter von Zwillingen zu den vielen Platzstürmen im Saisonfinale. „Bei solchen Dingen ist Vorsicht geboten. Das Ausarten muss eingegrenzt werden. Es darf kein Menschenleben in Gefahr geraten.“

Ihre ersten Monate seit Amtsantritt am 3. Januar in der DFL-Zentrale nannte sie „intensiv“, ganz bewusst überließ sie anfänglich die ersten Positionierungen zu Liga-Themen dem wortstarken Aufsichtsratsvorsitzenden Hans-Joachim Watzke, der sein Amt im krassen Gegensatz zu Peter Peters bestimmt nicht als stiller Abnicker ausübt. Gut, dann nun aber mal Hopfen allein aufs Podium stieg; vielleicht gerade, weil es keine revolutionären Beschlüsse zu verkünden gab.

Nachhaltig soll eine Rolle spielen - aber nicht so schnell

Generell sind künftig in der Bundesliga fünf Auswechslungen möglich – ohne zeitliche Begrenzung und ohne Kopplung an die Corona-Krise. Überdies wurde eine „Pandemie-Sonderregel“ in den Statuten verankert, demnach kann die Absetzung eines Spiels beantragt werden, wenn sich mindestens elf Lizenzspieler infiziert haben. Die erste Zusammenkunft in Präsenz empfanden mehrere Sitzungsteilnehmer ansonsten als „ziemlich unspektakulär“.

Die Verabschiedung von Nachhaltigkeitskriterien in der Lizenzierungsordnung (Hopfen: „Meines Wissens als erste Profiliga weltweit“) ist offenbar nichts, was die Mehrheit der Fußball-Bosse von den Sitzen haut. Künftig müssen die Erst- und Zweitligisten eine Nachhaltigkeits- und Umweltstrategie nachweisen, Wasser- und Energieverbrauchs messen sowie eine Mobilitäts- und Verkehrsanalyse vornehmen. Diese Mindestkriterien werden stufenweise angehoben und sind erst 2024/2025 endgültig verpflichtend – nicht, dass sich jemand damit noch überfordert fühlt.

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