Kahn faltet Bayern-Stars zusammen: Beispiellose Abrechnung im Wortlaut
Der FC Bayern verliert beim FSV Mainz 05 und droht den dritten Titel zu verspielen. Der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn fand nach dem Spiel klare Worte.
Mainz/München - Der FC Bayern München droht nach dem DFB-Pokal und der Champions League auch die deutsche Meisterschaft zu verspielen. Im Auswärtsspiel beim FSV Mainz 05 gab es trotz 1:0-Führung zur Pause eine 1:3-Niederlage. Die Krise an der Säbener Straße spitzt sich immer weiter zu und die Mannschaft zeigte nach ordentlicher ersten Hälfte eine unerklärliche zweite Halbzeit.
FC Bayern verliert in Mainz
Herbert Hainer, Präsident des FC Bayern, wusste keine Antwort auf die Frage, wieso die Mannschaft nach dem Seitenwechsel dermaßen abbaute. „Eine Erklärung ist schwer zu finden. Die Mannschaft war total verunsichert. Ich kann nicht sagen, woran es liegt.“ Der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn fand nach der Partie deutliche Worte und redete Klartext. Die Kahn-Abrechnung im Wortlaut:
„Genau vor einem Monat sind wir in der gleichen Situation gewesen, ein Punkt – ich gehe davon aus, dass Dortmund gewinnt – hintendran. Und damals haben wir in der Rückrunde schlecht begonnen mit drei Unentschieden, haben neun Punkte verloren. Und jetzt wieder hintendran – das ist natürlich nicht das, was wir uns vorgestellt haben.
Ich weiß auch nicht… WER war die Mannschaft, die Deutscher Meister werden wollte? Die hatten zwar auch rote Trikots, aber das war ganz bestimmt nicht unsere Mannschaft. Die erste Halbzeit war ja noch einigermaßen okay, aber in der zweiten Halbzeit war im Grunde nichts mehr davon zu sehen. Von jedem einzelnen Spieler, der sich doch mal hinterfragen muss: Was will ich erreichen, wenn ich auf dem Platz bin? Welche Bereitschaft bringe ich mit? Welchen Einsatz bringe ich mit? Alles, was den Fußball neben dem reinen Spiel ausmacht, hat unserer Mannschaft gefehlt. Mit so einer Ausstrahlung wird es ganz, ganz schwer, Deutscher Meister zu werden. Nichtsdestotrotz werden wir alles andere tun als uns aufzugeben.

FC Bayern: Kahn rechnet mit Mannschaft ab
Was haben wir denn jetzt schon alles versucht: Gespräche, Spieler, Systeme, Taktik. Trainerwechsel. Zum Schluss sind es elf Mann, die auf dem Platz stehen, die sich für die Ziele dieses Clubs einfach den Hintern aufreißen müssen. Darum geht’s hier im Fußball und um nichts anderes. Ach, Unsicherheit – was denn für eine Unsicherheit? Warum soll es denn Unsicherheit geben? Wir waren doch hier mit zwei Punkten Vorsprung vorne dran. Wieso Unsicherheit? Was heißt turbulent? Wir haben doch auch am Anfang der Rückrunde Phasen gehabt, wo wir teilweise genauso gespielt haben und genauso gewirkt haben. Letztendlich ist das, was die Mannschaft hier aufs Feld bringt, nicht ausreichend, um Deutscher Meister zu werden.
Name | Oliver Kahn |
Alter | 53 |
Verein | FC Bayern München |
Funktion | Vorstandsvorsitzender |
Tiefpunkt? Wir haben zu Jahresbeginn ähnliche Probleme gehabt, wir haben immer diese extremen Wellenbewegungen, obwohl der Trainer es diesmal am Mittwoch nach dem Spiel gegen ManCity direkt angesprochen hat, dass wir wissen, was auf uns zukommt in Mainz und wir nicht wieder in so ein Wellental fallen. Jetzt sind wir es wieder. Und die Konsequenz wird sein, dass wir aller Voraussicht nach die Tabellenführung verloren haben.
Wir haben schon so vieles ausgeschöpft an Möglichkeiten, Gesprächen, Analysen, Zusammensetzen, persönliche Gespräche, im Training, taktische Elemente. Irgendwann muss sich jeder einzelne selbst an die Nase fassen und sich fragen, ob es wirklich das ist, was reicht, um die Ziele zu erreichen, in dem Fall Deutscher Meister zu werden.
FC Bayern: „Mit Kritik habe ich kein Problem“
Auch die Geschäftsführung? Mit Kritik habe ich kein Problem, ich nehme sie sehr, sehr gerne an. Ich habe in meiner Karriere vieles erlebt, ich weiß, was es bedeutet, wenn es nicht gut läuft beim FC Bayern München. Von mir aus: Verantwortung. Verantwortung tragen wir alle. Damit muss man jetzt umgehen, aber trotzdem werde ich hier keinen Millimeter nachgeben, auch nicht in dieser Saison. Trotz dieser schlechten Leistung können wir Deutscher Meister werden und es ist alles möglich.
Zuversichtlich? Meine Erfahrung. Es sind noch einige Spiele zu spielen, da kann alles passieren. Man braucht einfach auch den Glauben, zum Schluss Vertrauen. Und es bedarf manchmal eines einzigen Moments, dass das wieder zurückkommt. Da muss man jetzt einfach auch dran glauben.
Tuchel? Wir haben so vieles versucht. TT ist der letzte, über den wir jetzt diskutieren müssen, der mit seinem Trainerteam alles taktisch als auch psychologisch versucht, die Jungs nach vorne zu bringen, ihnen klar zu machen, dass es sich einfach lohnt, diesen Meistertitel zu holen. Konsequenzen werden wir jetzt überhaupt nicht ziehen. Wir müssen uns jetzt schütteln, wir müssen diese katastrophale zweite Halbzeit abhaken, da müssen wir kurzfristig schauen, dass wir in Form kommen, die letzten Spiele alle gewinnen, in der Lage sind, eine Serie hinzulegen. Dann gilt es sich wirklich Fragen zu stellen und in sich zu gehen, sobald die Saison vorbei ist.“ (Hanna Raif)