Gemeinsam mit Leipzig bilden die Berliner Klubs Hertha BSC und 1. FC Union so etwas wie die Speerspitze im Kampf um die Wiederzulassung von Fans auf den Rängen. Dank der neuen Infektionsschutzverordnung, die seit dem 1. September gilt, gestattet das Land Berlin Freiluftevents mit bis zu 5000 Zuschauern.
Union will daher am 19. September gegen den FC Augsburg vor eben jenen 5000 Zuschauern in die Saison starten, sechs Tage später möchte Hertha im Olympiastadion gegen Eintracht Frankfurt vor 4000 Anhängern spielen.
„Wir haben in den Gesprächen mit den zuständigen Behörden und dem Senat durchweg positive Rückmeldungen und Zustimmung auf unser detailliertes Konzept bekommen und freuen uns jetzt sehr auf unser erstes Heimspiel vor unseren Fans“, sagte Thomas Herrich, Mitglied der Geschäftsleitung bei Hertha BSC.
Bei all der Freude der Klubs birgt der Status quo weiterhin Spannungspotenzial - vor allem zwischen Politik und Sport. Söder will, wie beim Gipfel vereinbart, eine einheitliche Regelung bis Ende Oktober. Doch bis dahin droht viel Flickschusterei. Christian Seifert, Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL), teilt Söders Bedenken nicht. „Ich würde das scharfe Schwert der Wettbewerbsverzerrung mal stecken lassen, aber das hat heute auch keiner gezogen“, hatte Seifert nach der DFL-Mitgliederversammlung am Donnerstag gesagt.
Der Begriff treffe nicht den Kern, „weil der Wettbewerb immer noch unter so außergewöhnlichen Voraussetzungen stattfindet“. Die Klubs scheinen also auf Linie, denn über Ungleichbehandlung beschwert sich niemand, obwohl sich die Voraussetzungen in den einzelnen Bundesländern derzeit stark unterscheiden.
In Bayern dürfen aktuell noch keine Fans kommen, weshalb sich Triplegewinner Bayern München zurückhaltend gab. Man fordere nichts, sagte Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen dem Klub-TV. Stattdessen sei der Rekordmeister „glücklich, wenn wir mit 5000 anfangen können“. Mit maximal 300 Zuschauern ist derweil in Nordrhein-Westfalen zu rechnen, wo Ministerpräsident Armin Laschet am Freitag wie Söder im Bezug auf Vorstöße einzelner Vereine von einer Wettbewerbsverzerrung sprach und die DFL zur Schaffung „vergleichbarer Regeln“ aufforderte.
Die meisten Klubs haben die Bemühungen in Berlin und Leipzig dagegen wohlwollend aufgenommen, auch wenn sie selbst noch auf die Erlaubnis der Behörden warten. So bezeichnete Werder Bremens Präsident Hubertus Hess-Grunewald im Magazin „buten un binnen“ bei Radio Bremen die Initiative in Sachsen als „Schritt in die richtige Richtung zu mehr Normalität unter Corona-Bedingungen“. (sid)