Skyliners mit neuem Dreijahresplan

Der Frankfurter Basketball-Bundesligist steht vor einer spannenden Saison. Cheftrainer Herbert: "Wollen in die Playoffs".
Gleich zu Beginn der Saisoneröffnungspressekonferenz musste Gordon Herbert ein Missgeschick eingestehen. „Ich habe meine vorbereitete Rede vergessen“, sagte der Cheftrainer der Frankfurt Skyliners. Kurz zuvor war er noch in der Trainingshalle im Nordwestzentrum und musste bei einem Sponsorentermin ebenfalls vor Publikum sprechen. In der Eile blieb dann das Schriftstück im Büro liegen. Trotz des kleinen Fauxpas präsentierte sich der sonst oft spröde Kanadier im Fünf-Sterne-Hotel an der Messe in bester Laune, scherzte und formulierte hohe Ziele für die Saison 2017/2018 in der Basketball-Bundesliga (BBL), die für die Hessen am Freitag (20.30 Uhr) in Jena beginnt. „Wir wollen es in der Hinrunde unter die Top Sieben schaffen, um in den Pokal zu kommen und am Ende in die Playoffs.“
Vor zwei Wochen hörte sich das noch ganz anders an. Da sagte Herbert, dass niemand über Playoffs reden und das Team sich zunächst darauf konzentrieren solle, besser zu werden. 14 Tage intensives Training, ein Testspielsieg gegen Bonn eine Teambuildungmaßnahme und ein Gespräch über Ziele mit dem Team später, ist die holprige Vorbereitung fast vergessen. „Wir sind noch nicht da, wo wir sein wollen“, sagte der Cheftrainer. Im Sommer musste er wegen Verletzungen auf einige Spieler verzichten, dazu kam die späte Rückkehr des finnischen Nationalmannschaftskapitäns Shawn Huff sowie die späte Verpflichtung von Point-Guard Tai Webster, die es kaum möglich gemacht haben, im Training Fünf-gegen-Fünf zu spielen. Wir haben gute Chancen, eine gute Teamchemie zu entwickeln“, findet der 58-Jährige. „Das ist die beste Gruppe, was das menschliche angeht, mit der ich je zusammengearbeitet habe.“
Um es unter die besten Teams zu schaffen, wird jedoch sehr schwer für das stark verjüngte Team. Die Skyliners stehen nach dem Übergangsjahr und dem großen Umbruch in der vergangenen Saison, bei dem die Playoffs als Zehnter verpasst wurden, vor einem neuen Dreijahresplan. Isaac Bonga (17), Richard Freudenberg (19) und Niklas Kiel (20) sollen das Gesicht dieses Entwicklungsprozesses sein, wie es einst Konstantin Klein, Danilo Barthel und Johannes Voigtmann es waren. „Es wird eine spannende Saison“, glaubt Gunnar Wöbke, der geschäftsführende Gesellschafter der Skyliners.
Das Budget liegt in dieser Spielzeit bei rund vier Millionen Euro, der Spieleretat knapp im siebenstelligen Bereich. „Der ist konstant geblieben“, sagte Wöbke. Die teuerste Personalie war Center Jonas Wohlfarth-Bottermann, weshalb auch zunächst kein sechster Ausländer im Kader steht. „Das ist eine sehr gute Chance für uns deutsche Spieler“, sagt der 2,08-Meter-Mann, der über jede Menge Bundesligaerfahrung (190 Spiele) verfügt. Daniel Mayr (22), der vor einem Jahr aus München geholt wurde und eigentlich eines der Skyliners-Gesichter werden sollte, musste sich im Mai erneut einer Knieoperation unterziehen. Er hatte die komplette vergangene Saison bereits in der Reha verbracht, ohne einmal mit dem Team zu trainieren. Eine erfolgreiche Reha hat hingegen Philip Scrubb absolviert. Er präsentierte sich in der Vorbereitung herausragend. Der 24-jährige Kanadier verpasste die vergangene Saison ebenfalls wegen einer Knieoperation und war entsprechend günstig unter Vertrag zu nehmen. „Er wird unser Go-To-Guy sein“, erklärte Herbert. Sprich, der Spieler, der in der Offensive die größte Verantwortung tragen wird.
Riesentalent Bonga
Inwieweit Tai Webster die Verantwortung auf der Spielmacherposition schultern kann, ist die größte Frage vor dieser Saison. Der 22-jährige Neuseeländer hat zwar durch Länderspiele einige internationale Erfahrung sammeln können, kommt aber direkt vom US-College. Für einen erfahrenen Point-Guard reichte das Geld nicht. „Er muss konstanter in der Defensive werden und eine Kleinigkeiten besser machen“, sagte Herbert über Webster. Er habe Potenzial, aber man müsse sein Alter bedenken. Das gleiche gilt für Isaac Bonga, der das größte Potenzial aller jungen Deutschen hat, aber sicherlich ebenfalls Schwankungen in seinem Spiel haben wird.
Für Stabilität und Konstanz sollen neben Kapitän Quantez Robertson (32), Shawn Huff (33), Mike Morrison (27) und Wohlfarth-Bottermann sorgen. „Wir haben einen großartigen Mix“, sagte Herbert. Entscheidend für den Erfolg werde die Verteidigung sein und das wir als Team spielen. Und das alle gesund bleiben. Einen Ausfall hat Herbert schon zu beklagen. Niklas Kiel fällt auf unbestimmte Zeit wegen einer Gehirnerschütterung aus. Weitere personelle Rückschläge wird das Team nur schwer verkraften können.