Frankfurt Marathon hofft auf bessere Zeiten erst in 2022

Eine kurzfristige Absage hätte die Traditionsveranstaltung der Mainmetropole an diesem Wochenende nicht verkraftet. Jo Schindler bedankt sich bei freiwilligen Spendern.
Vielleicht hat diese schwere Zeit auch etwas Gutes. Zumindest langfristig gesehen. Jo Schindler jedenfalls kann wieder positiv nach vorne blicken – auch wenn die Gegenwart schwer fällt. „Wir haben in den vergangenen anderthalb Jahren einen Laufboom erlebt. Die Fitnesscenter waren zu, viele Menschen haben mit dem Laufen begonnen. Ich glaube, wir werden das irgendwann in den Teilnehmerzahlen sehen“, meinte der Chef des Frankfurt Marathons am Sonntag – an einem Tag, der kein einfacher war. Bei bestem Läufer-Wetter – Sonnenschein, windstill, zwölf Grad – konnte seine Veranstaltung wegen der Corona-Pandemie zum zweiten Mal in Folge nicht in gewohnter Form stattfinden. Schindler hatte den ältesten deutschen Stadt-Marathon Anfang August abgesagt. Es war die richtige Entscheidung. Wegen der inzwischen wieder gestiegenen Infektionszahlen hätte das Frankfurter Gesundheitsamt wohl keine Starterlaubnis erteilt. „Ich habe mir die Genehmigung vom Frankfurter Ironman angeschaut. Da stand drin, wenn die Inzidenz an drei Tagen in Frankfurt über 100 steigt, ist eine Durchführung nicht möglich. Und wir sind in dieser Woche in Frankfurt auf über 150 hoch. Wir hätten wohl keine Chance gehabt“, so Schindler und fügt an. „Eine kurzfristige Absage wäre der Supergau für alle gewesen.“
Die Läufer haben geholfen
Dem Frankfurt Marathon hätte das komplette Aus gedroht. Die hohen Ausgaben, die Schindler im August hätte tätigen müssen – für Medaillen, für Verträge mit Topläufern und Sponsoren –, wären nicht refinanzierbar gewesen. Nun überlebt der Lauf-Klassiker, wenngleich die Luft dünn geworden ist. Die veranstaltende Agentur erhält Überbrückungshilfe III vom Staat, die sieben Mitarbeiter befinden sich seit April 2020 in Kurzarbeit. Selbst Schindler sagt frei heraus, „mein größter Sponsor ist derzeit meine Frau. So ist es halt. Wir drehen jeden Euro zweimal um.“
Das Marathon-Aus konnte auch dadurch vermieden werden, weil mehrere tausend bereits angemeldete Läufer einen Start-Gutschein des Veranstalters für 2022 akzeptierten. Sie forderten ihr Startgeld (etwa 80 bis 100 Euro) für 2021 nicht zurück, können das Ticket nun für den Marathon im kommenden Jahr verwenden. „Sie sind unsere größten Unterstützer“, betont Schindler. Rund 1000 Teilnehmer haben zudem ihr gezahltes Startgeld komplett gespendet. Von den Sponsoren sei keiner abgesprungen. „Natürlich zahlt keiner seine volle Sponsoren-Summe. Aber dennoch werden wir unterstützt. Dazu gehört auch die öffentliche Hand.“
Und somit blickt der Renn-Chef mit Optimismus auf den 30. Oktober 2022, wenn die 39. Auflage wieder in „normalen“ Bahnen ablaufen soll. „Davon bin ich überzeugt.“ Und nicht in „virtueller“ Form wie gestern: Rund 7200 Menschen hatten nach vorheriger Online-Anmeldung eine frei auswählbare Distanz absolviert – auf beliebiger Strecke, in der ganzen Welt verteilt, mit Start um 10 Uhr (Ortszeit). Auch Jo Schindler lief zehn Kilometer entlang des Frankfurter Mainufers. „Ich bin sicher, wir sind nächstes Jahr wieder regulär am Start“, sagt der Veranstalter und träumt von mittelfristig „20 000 Startern bei unserem Marathon“. Bisher waren es im Schnitt meist rund 15 000.
Ob 2022 zahlreiche Topläufer dabei sein werden, ist noch ungewiss. „Das müssen wir schauen. Natürlich wird es Einschränkungen im Budget geben. Wir haben auch einen beachtlichen Kredit bei der KfW-Bank aufgenommen, den wir ab nächstem Jahr zurückzahlen müssen“, so Schindler. Hauptsache, es läuft wieder.