Eishockey-WM: Deutsches Team mit viel Talent

Das deutsche Eishockey-Nationalteam nimmt sich für die WM viel vor - und hat eine Menge Talent in ihren Reihen.
Toni Söderholm fand das von seiner Eishockey-Nationalmannschaft Gebotene „ein bisschen holprig“. Aber gut, „sie hat sich was aufgehoben für die WM“, bemühte er sich um eine optimistische Sichtweise nach dem 3:1 (0:0, 1:1, 2:0)-Sieg über Österreich. Auf jeden Fall hat das deutsche Team, das an diesem Dienstag nach Helsinki aufbricht, wo am Freitag mit dem Spiel gegen Kanada die Weltmeisterschaft 2022 beginnt, eine schöne Verabschiedung bekommen.
Das Publikum in der ausverkauften Schwenninger Arena (5200 Zuschauende) feierte nicht nur den zum Mann des Abends gewählten Alexander Karachun vom örtlichen DEL-Klub Wild Wings, sondern die komplette Mannschaft. Selbst als Moritz Müller, der Kapitän, und Tim Stützle, die Attraktion aus der NHL, noch zu Fernsehinterviews auf dem Eis standen, verließ niemand die Arena.
Ein ganz anderes Ambiente und Gefühl als vor einem Jahr. Da fand pandemiebedingt das letzte Testspiel in Nürnberg in leerer Halle statt und wurde die WM in Riga unter besondere Konditionen gestellt: Geisterspiele auch dort (eine Lockerung erfolgte erst gegen Ende der Vorrunde), die Teams in streng gehüteter Bubble; und wer nachträglich aus Nordamerika anreiste wie Dominik Kahun aus Edmonton, der musste in eine fünftägige Einzelquarantäne auf sein Hotelzimmer. Jetzt spielt Kahun für den SC Bern, er ist schon die gesamte Vorbereitung dabei gewesen und Fans bereitwillig für Fotos zur Verfügung gestanden. Es hat sich vieles normalisiert in den Abläufen.
Eigene Story schreiben
Trotz der veränderten Bedingungen stellt Bundestrainer Söderholm etwas fest, was auch voriges Jahr so zu spüren war für ihn: „Die Mannschaft wächst. Da kann sich eine Story aufbauen.“ Ein stimmiger Kader, in dem die Rollen klar festgelegt waren, schaffte es mit einer Mischung aus Hingabe und selbstbewusstem Offensiven Spielsystem ins Halbfinale. Kopieren kann man das alles ein Jahr später nicht, das ist dem Bundestrainer Söderholm klar: „Wir werden eine ehrliche Kabine „haben. Aber jede Mannschaft muss ihre eigene Story schreiben.“
Die der WM-Mannschaft von 2022 könnte lauten: Wie jugendliches Talent die anderen mitreißt. Es ist nicht die Regel, dass eine Nationalmannschaft zwei Feldspieler bekommt, die in ihren NHL-Teams führende Rollen spielen, besagte Teams sich aber im Wiederaufbau befinden und daher von den Playoffs noch entfernt waren (was sich in den kommenden Jahren absehbar ändern wird).
Tim Stützle hat mit 20 zwei Spielzeiten bei den Ottawa Senators hinter sich und Moritz Seider (Detroit) mit 21 als Abwehrspieler die beste Liga der Welt fast schon dominiert. Zu seiner ersten WM 2019 kam er als DEL-Rookie, 2021 als junger Erwachsener aus der schwedischen Liga, 2022 ist er eine NHL-Größe. DEL-Spieler Karachun staunt: „Mit ihnen kommt Talent. Verspieltheit, Kreativität und, weil sie so jung sind, Leichtigkeit ins Team.“
„Jeder NHL-Spieler ist etwas Besonderes“, sagt Toni Söderholm, „denn er spielt immer am oberen Limit.“ Darum schaut er, ob er Nico Sturm (Colorado) noch bekommen kann, falls der Playoff-Verlauf in der NHL es zulässt.