Eishockey als Hingucker

Was der Fußball vom Eishockey vielleicht lernen kann. Ein Kommentar.
Im Eishockey steht ein besonderes Wochenende bevor: Das letzte der Hauptrunden in Deutschland, danach beginnen in den oberen Ligen die Playoffs, die interessanteste Zeit, weil nun Titel vergeben und Aufstiegsvorhaben realisiert oder verfehlt werden. Grundlage für die Bewertung ist jedoch die „regular season“ mit ihren sechs Betriebsmonaten. In ihr entscheidet sich, ob das Jahr ein wirtschaftlicher (Miss-)Erfolg war. Die DEL als die höchste Liga hat ihre Bilanz bereits gezogen – und sie ist ziemlich glücklich.
Die Vereine, die zwei Corona-Spielzeiten mit überwiegend Geisterspielen und Erkrankungswellen durchleben mussten, sind nach einer störungsfreien Saison 2022/23 wieder bei den Umsätzen aus vorpandemischen Zeiten angelangt, und die Befürchtung, Fans würden in Zeiten der gesellschaftlichen Ungewissheiten (Behalte ich meinen Job? Kann ich meine Energiekosten begleichen?) das Eishockey-Erlebnis streichen, haben sich nicht bestätigt. Die Auslastung der Stadien ist wieder auf einem guten Niveau, die Playoffs werden sich so aufregend anfühlen wie vor 2020.
Die interessanteste Zahl des deutschen Eishockeys ist jedoch die von der Telekom gelieferte. Für deren Streamingdienst Magenta sind die DEL-Rechte zum wertvollen Gut geworden. Die insgesamt „19 Millionen TV-Zuschauer“ sind eine schwer zu fassende Größe, greifbar aber ist: Einzelne Spiele erreichten bis zu 200 000 Menschen. Hier darf das Eishockey gerne den Vergleich mit dem Fußball suchen. Sky und Dazn, die die Bundesliga übertragen, kommunizieren im Grunde keine Einzelquoten, ab und zu dringen aber doch welche raus. So haben sich vergangene Saison zu Mainz gegen Greuther Fürth 11 900 Leute zugeschaltet und in der jetzigen zu Hoffenheim gegen Augsburg 22 000. So tief sinkt man in der Relation in der DEL nicht. Laut Telekom gehen die Zugriffe zwischen Spitzen- und Kellerclubs nicht weit auseinander.
Ein Plus des Eishockeys: Es herrscht mehr Wettbewerb. Zwar sorgen die Gesellschafterstrukturen für unterschiedliche Etats, doch die Medienerlöse werden gleich verteilt – vielleicht ist das etwas, was der Fußball vom Eishockey lernen kann. Es gibt in der DEL daher auch keine so ausgeprägte Geringschätzung für Mittelfeldckklubs, Berichterstattung läuft ohne Sensationszuspitzung ab, die Experten werden als solche anerkannt. Den Puck erkennt man inzwischen übrigens auch ganz gut.