Einsamkeit an der Spitze

Der FC Bayern München ist zum achten Mal hintereinander Meister. Hochspannung sieht anders aus. Es braucht mehr Wettbewerb, auch durch eine andere Verteilung der TV-Gelder. Ein Kommentar.
Mit dem gebotenen Respekt: Der FC Bayern hat in einer eigentlich hochkomplizierten Saison ausreichend Qualität, Mentalität und Zusammenhalt gezeigt, um am Ende wieder komplikationslos Meister zu werden. Das ist gerade deshalb besonders erwähnenswert, weil auch Profis von gestern die Perspektive für morgen entwickelt haben – angeleitet von einem unterschätzten Trainer, dessen Fertigkeiten auf die eines angesehenen Assistenten begrenzt zu sein schienen.
Hansi Flick gelang es nicht nur, die etwas verblassten 2014er-Weltmeister Neuer, Boateng und Müller zu reanimieren, was gerade in den Fällen Boateng und Müller gewiss keine Selbstverständlichkeit war. Auch so konnte einem im vergangenen Sommer nicht austariert wirkende Kader, der eilig wenig perspektivisch mit den Leihen Coutinho und Perisic ergänzt worden war, wieder Halt verfüllt werden. Zudem konnten damit – und mit der Beförderung von Goretzka als Stammkraft auf die Achterposition – der Ausfall von Süle sowie die Unpässlichkeiten von Hernandez, Thiago, Coutinho kompensiert werden.
Weil Flick dazu den Bayern mit den Verschiebungen von Alaba ins Abwehrzentrum und Kimmich ins defensive Mittelfeld Stabilität verschafft hat, ist aus einer vermeintlichen Übergangssaison mit einem Trainer Niko Kovac, den kaum noch jemand wollte, die achte Meisterschaft in Folge geworden. Hilfreich war auch ein zuverlässig treffender Mittelstürmer Lewandowski, der endlich auch in der entscheidenden Phase der Champions League gefordert ist, Extraklasse zu verkörpern.
Um sich stabil vorn in der Bundesliga zu halten, reicht all das relativ problemlos. Um mittelfristig in Europa wieder Spitze zu werden, sollte Alabas Vertrag unbedingt verlängert und der Kader mit Klasse vertieft werden. Dass man dabei auf den selten verletzten und oft treffenden Timo Werner als Verstärkung bewusst verzichtete, erscheint schwer nachvollziehbar.
Die Einsamkeit des ewigen Meisters an der Spitze können derweil nur Hardcore-Bayernfans gut finden, Hochspannung sieht anders aus. Gerade verhandelt die DFL mit den TV- und Streaming-Anbietern um die Übertragungsrechte ab 2021. Ganz egal, ob dabei 1,3, 1,5 oder gar 1,8 Milliarden Euro pro Saison herauskommen - es darf nicht sein, dass das viele Geld so verteilt wird wie bisher: die Bayern mit dem Vierfachen von Paderborn. Es braucht mehr Wettbewerb. Die Medienpartner sollten nicht nur zahlen, sondern eine fairere Verteilung einfordern.