Fall Lewandowski: Ein Streit, zwei Verlierer

Warum der FC Bayern München Robert Lewandowski ziehen lassen sollte, selbst wenn es weh tut. Ein Kommentar.
Eigentlich, das steht unabhängig vom noch offenen Ausgang des Streits zwischen Robert Lewandowski und dem FC Bayern fest, hätten beide Seiten eine andere Art der Trennung verdient, als sich gegenseitig in der Öffentlichkeit zu beschimpfen. Das steigert weder das Ansehen des einen noch des anderen.
Der polnische Ausnahmestürmer spielt, man vergisst es leicht, bereits seit 2014 in Deutschland, allein in der Bundesliga hat der 33-Jährige in 384 Spielen 312 Tore schossen. Das ist famos. Vermutlich kommt kein anderer Ausländer mehr auf diese Bilanz, denn wenn einer so viele Tore schießt, geht er in der Regel früher als nach acht Jahren nach England oder Spanien. Siehe Erling Haaland, der keine drei vollen Jahre von der Bundesliga zu überzeugen war. Und auch nicht vom FC Bayern.
Die Verdienste der Münchner sind, egal, ob man sie mag oder nicht, für den deutschen Fußball unbestritten. Trotzdem schafft es dieser Klub erneut nicht, mit seinem wichtigsten Spieler so vertrauensvoll zu kommunizieren, dass eine schmutzige Scheidung ein Jahr vor Vertragsablauf vermieden wird. Vermutlich ist Lewandowski von seinem Berater Pini Zahavi angestiftet worden, eine Pressekonferenz bei Polens Nationalmannschaft als Plattform zu nutzen, um öffentlichkeitswirksam mit einem Arbeitgeber zu brechen, der ihm rund 24 Millionen Euro jährlich für seine Dienste gezahlt hat, einen Ball ins Tor zu treten. Allein das ist viel Wertschätzung. Wenn der Spieler von etwas anderen redet, ist das Geschwätz, um seine eigenen Interessen durchzusetzen.
Es ist irgendwo vielleicht sogar verständlich, dass den Angreifer Lewandowski das Abenteuer FC Barcelona lockt; unverständlich nur, wie dreist er unvermutet den FC Bayern brüskiert und wie der megaverschuldete Wunschverein das viele Geld aufbringt, das in diesem Dreijahrespaket steckt. Dass der polnische Torjäger mit dem deutschen Rekordmeister bricht, dient allein dazu, die Ablöse zu drücken und schnell die Freigabe zu bekommen.
Letztlich können die Bayern gar nicht anders, als bei 30, vielleicht noch 40 Millionen Euro zuzustimmen. Sie haben den Spieler einst ablösefrei von Borussia Dortmund bekommen. Und jünger und besser wird ein Lewandowski mit bald 34 Jahren auch nicht. Der Bundesliga tun die Abgänge von Lewandowski und Haaland weh. Es braucht schillernde Stars, um die Jugend zu begeistern, die häufiger in den virtuellen Welten als auf dem echten Bolzplatz ihren Idolen nacheifern. Wenn diese in Deutschland immer weniger werden, ist Gefahr im Verzuge.