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„Ein bitterer Tag“: Frankfurt Skyliners steigen ab

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Von: Timur Tinç

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Konsterniert: die Frankfurter Basketballer in Göttingen.
Konsterniert; die Frankfurter Basketballer in Göttingen. © Imago/Eibner

Frankfurter Basketballern reicht ein Sieg in Göttingen nicht, weil der MBC zu Hause gewinnt / Klub steht vor Neuanfang in der zweiten Liga - und sollte das als Chance begreifen

Yannick Binas war emotional angefasst. Der Geschäftsführer der Frankfurt Skyliners stand in der Nähe des sich leerenden Frankfurter Fanblocks in der Göttinger Arena. 150 Fans waren zum letzten Saisonspiel gekommen, um das Team lautstark zu unterstützen. Über den 88:82-Erfolg beim Tabellensechsten der Basketball-Bundesliga (BBL) konnte aber niemand jubeln. „Ein bitterer Tag“, fasste Binas den Sonntagnachmittag zusammen. Der eigene Sieg hat den Hessen nicht gereicht, um die Klasse zu halten. Der Mitteldeutsche BC hat sein parallel stattfindendes Spiel gegen die Crailsheim Merlins gewonnen und somit seinen Zwei-Punkte-Vorsprung vor den Skyliners gewahrt und bleibt als 16. erstklassig. Die Frankfurter steigen als Tabellen-17. ab.

Für die Skyliners ist es der zweite sportliche Abstieg in Folge. Doch nachdem sich der Klub mit einer Wildcard im vergangenen Sommer in der Liga halten konnte, werden sie dieses Mal den Gang in die zweite Liga, Pro A, antreten müssen. „Ich gehe davon aus, dass es zwei Aufsteiger geben wird“, sagte Binas.

Zu spät verstanden

Abgestiegen sind die Frankfurter Basketballer aber nicht am Sonntag. Binas: „Die letzten drei Spiele kann man dem Team nichts vorwerfen.“ Allerdings sei es nicht gelungen, den Spielern die Bedeutung der Partien gegen den Tabellenletzten Bayreuth und Braunschweig, den damaligen Tabellen-16. vor zwei Wochen begreiflich zu machen. Beide gingen verloren. „Erst danach haben wir es verstanden“, sagte Binas. Ein Armutszeugnis für das Team, dem es in vielen Spielen an Physis und Spielverständnis mangelte.

Trotzdem hat den Skyliners nur ein einziger Sieg gefehlt, um die Klasse zu halten. Gelegenheiten gab es dazu in Hülle und Fülle. Zu Saisonbeginn haben sie hohe Führungen aus der Hand gegeben. In den vergangenen Wochen gegen die direkte Konkurrenz im Abstiegskampf alle Spiele – bis auf das gegen den MBC – verloren. Am Freitag beim 83:84 in Crailsheim verspielten sie eine Zehn-Punkte-Führung, dann war es Jordan Theodore nicht vergönnt, einen Korbleger unterzubringen. Ein klares Foul im Anschluss wurde nicht geahndet.

Es haben sich viele Dinge im Laufe der Saison kumuliert. Es fehlte von Beginn der Saison an ein wettbewerbsfähiger Kader. Die Wildcardkosten von rund 700 000 Euro, die in gleichen Teilen an die restlichen BBL-Klubs verteilt wurden, haben geschmerzt. Dazu fehlt seit der Corona-Pandemie eine hohe sechsstellige Summe an Sponsoreneinnahmen. „Wir wussten vor der Saison nicht, wieviel Budget wir haben werden. Wir haben es geschafft, innerhalb der Saison das Budget aufzustocken“, sagte Binas.

Der Kardinalfehler war wie in all den Jahren zuvor, einen viel zu schwachen Spielmacher wie J. J. Frazier zu verpflichten und zu glauben, dass Center Matt Haarms den höchsten Ansprüchen genügt. Der 2,21 Meter große Niederländer verletzte sich dann bei der Europameisterschaft und wurde durch Martinas Geben für zwei Monate ersetzt. Als der Litauer nach Spanien weiterzog, dauerte es drei Monate, bis Center Derek Cooke Jr. geholt werden konnte. Zwischendrin verletzten sich die großen Flügelspieler Einaras Tubutis, der zwei Monate ausfiel, und Lorenz Brenneke, der gar nicht mehr zurückkam. Für sie gab es keinen adäquaten Ersatz.

Vier Spieler haben die Hessen insgesamt nachverpflichtet, allerdings kamen sie wie in der vergangenen Saison zu spät. Selbst der große Hoffnungsträger Jordan Theodore konnte am Ende nicht mehr die Kohlen aus dem Feuer holen, weil sich danach mit Laurynas Beliauskas und Joshua Obiesie wieder zwei Schlüsselspieler verletzten. Zwar haben die Skyliners nach dem Trainerwechsel von Geert Hammink zu Co-Trainer Klaus Perwas mehr nach den Stärken der Spieler gespielt, aber gefestigt war und konnte dieses Team nie sein.

Nur Talente haben Vertrag

Für die kommende Saison bleiben den Skyliners nur die deutschen Spieler mit einer Doppellizenz wie Alex Richardson, Nolan Adekunle, Jordan Samare und Justin Onyejiaka. Klaus Perwas hat auch noch Vertrag, will aber nur Co-Trainer sein. Der Vertrag von Marco Völler, Manager Sport, ist ausgelaufen.

Die Hauptsponsoren wie Namensgeber Fraport und Trikotsponsor Wisag bleiben an Bord, aber zu reduzierten Bezügen, teilte Binas mit. Bei den auslaufenden Sponsorenverträgen stehen Gespräche an. „Wir hoffen, dass die Sponsoren und Fans uns treu bleiben“, sagte Binas.

Wegweisend für die Zukunft der Skyliners ist auch weiterhin das leidige Hallenthema. Im März vergangenen Jahres brachte Sportdezernent Mike Josef (SPD) den Parkplatz P9 auf dem Gelände des Stadions von Eintracht Frankfurt als neuen Standort für eine Multifunktionsarena ins Spiel. Dort besteht Baurecht. Aktuell wird geprüft, wie so eine Halle finanziert werden kann.

Die Skyliners müssen diesen Abstieg als Chance begreifen, für einen echten Neuanfang. Vergangene Saison hatte man versprochen, aus den eigenen Fehlern zu lernen. Wirklich verändert hat sich nach Außen bis auf einen neuen Trainer nichts erkennbares. Allerdings weiß Binas ganz genau: „In der Pro A kann man nicht einfach durchmarschieren.“

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