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Die Spannung auf die Spitze getrieben

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Von: Frank Hellmann

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Formel-1-Feierstunde mit Weltmeister Max Verstappen.
Formel-1-Feierstunde mit Weltmeister Max Verstappen. © dpa

Selbst Profis der Fußball-Bundesliga haben der Königsklasse des Motorsports ihre volle Aufmerksamkeit geschenkt. Die Inszenierung zeigt, dass das Geschäftsmodell funktioniert hat.

Dass es sich bei Spielern aus der Fußball-Bundesliga um durchaus PS-affine Menschen handelt, ist keine ganz neue Erkenntnis. Nicht jeder Berufskicker fährt heutzutage mehr ein Protzauto, aber mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln kommen die allerwenigsten zum Training. Teile der üppigen Gehälter werden direkt in Autohäuser ungeleitet. Und im Gegenzug teure Sportflitzer erworben.

Daher ist wenig überraschend, dass in der Vorbereitung auf das Bundesligaspiel von Eintracht Frankfurt gegen Bayer Leverkusen (5:2) der Cheftrainer Oliver Glasner ein Problem zu lösen hatte: Die ersten Kabinengespräche drehten sich nicht etwa um die Laufwege von Patrik Schick, sondern um das finale Überholmanöver von Max Verstappen. Der Fußballlehrer Glasner war so klug, die Aufmerksamkeit seiner Akteure für die dramatische Formel-1-Entscheidung insofern zu nutzen, um daran zu erinnern, im Spitzensport niemals aufzugeben. Dieser Gedankentransfer hat dann wirklich prima geklappt: Doch die Begebenheit zeigt noch etwas: wie die Königsklasse des Motorsports es geschafft hat, dass sogar andere Profis ihr fast den kompletten Fokus schenken. Mehr Kompliment geht kaum.

Gerade in Deutschland hatte das Interesse zuletzt merklich nachgelassen. Die Gründe durchaus vielschichtig: eine gewisse Müdigkeit nach schillernden Rennfahrer-Jahren der leider vor fast genau acht Jahren so tragisch verunglückten Ikone Michael Schumacher, der Entzug von Rennen auf den deutschen Traditionsstrecken in Hockenheim und am Nürburgring, die Chancenlosigkeit eines Sebastian Vettel, aber auch ein verstärktes Umweltbewusstsein. Wirklich zeitgemäß kommen die lärmenden Boliden vielen nicht mehr vor, aber genug Interesse erzeugt die Formel 1 weltweit immer noch.

Sie hat mit durchaus fragwürdigem Zutun des Rennleiters Michael Masi in Abu Dhabi im letzten von 22 Rennen – so viele wie nie zuvor in der langen Geschichte – die Spannung auf die Spitze getrieben. Mit einem künstlich anmutenden Drehbuch. Ein TV-Drama auf Rädern, wie die englische „Times“ treffend schrieb. Über das Zustandekommen der letzten Formel-1-Runde des Jahres wird sicherlich noch lange gestritten. Aber es ist offenbar das, was ein sensationslüsternes Sportpublikum sehen will. Nichts ist schädlicher als anhaltende Langeweile in einem Titelkampf. Da liefert übrigens die Fußball-Bundesliga seit einem Jahrzehnt ein ganz schlechtes Beispiel.

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