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Der dritte Mann

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Von: Günter Klein

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Ganz stark im Kasten: Jonas Stettmer.
Ganz stark im Kasten: Jonas Stettmer. © dpa

Der Ingolstädter Torwart Jonas Stettmer, erst 21 Jahre alt, sorgt für Überraschung im DEL-Playoff gegen den EHC München.

Jonas Stettmer schenkte dem Eishockey nach seinem ersten richtigen Spiel in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gleich einen großen Satz: „Der Körper wird sich erholen – und der Sieg bleibt.“ Stettmer, 21, war die Figur des dritten Finalspiels zwischen München und Ingolstadt; beim ERCI ist er der Torhüter Nummer drei, und als feststand, dass er am Dienstagabend würde spielen müssen, weil Michael Garteig weiter verletzt und Kevin Reich krank war, hätte es niemanden gewundert, wenn der EHC München die missliche Ingolstädter Torwartsituation zum Ausbau der Führung in der Best-of-Seven-Serie auf ein 3:0 genutzt hätte. Jedoch: Diesem Vorhaben stand eine ausgeklügelte Taktik der „Schanzer Panther“ entgegen – und ein junger Tormann, der außerordentlich performte.

„Die letzten zehn Minuten waren ein Kampf, ich bin schon sehr fertig“, sagte der gebürtige Straubinger. Und erzählte: „Die letzten 20 Sekunden: Wir verlieren das Bully, der Puck springt komisch vom Eis ab, er prallt mir nach vorne, ich greife zweimal daneben im Kuddelmuddel. Dann schaue ich nach oben – und die Zeit war abgelaufen.“ Und der ERC Ingolstadt hatte gewonnen: 4:3. Der Serie verkürzte er auf 1:2, am Freitag (19.30 Uhr) hat er die Chance, sie zu Hause auszugleichen. Alle Szenen hat Stettmer gespeichert „wie in einem kleinen Film, den ich noch ein paar Mal abspielen werde“.

Ein Bursche wie ein Berg

Mit dem ersten Drittel war er nicht zufrieden gewesen, auf sich selbst sogar „sauer“: Zu nervös fand er sich, „das habe ich erst im zweiten Drittel abgeschüttelt“. Eine Schlüsselszene in der 23. Minute: Da stoppte er einen Durchbruch von Münchens Kapitän Patrick Hager. „Jeder Big Save in einem Finale macht die Brust breiter“, sagt Jonas Stettmer, der eine imposante Erscheinung ist, 1,94 Meter groß, 96 Kilo schwer.

„Respekt an den Jungen“ kam auch von der Gegenseite. Münchens Stürmer Maxi Kastner lobte Stettmer: „Er ist für seine Mannschaft nach vorne getreten.“ Er hat das in München ja selbst schon erlebt, dass man unerwartet mit einem unerfahrenen Torhüter antreten musste: „Es kann sein, dass es dann in den Köpfen drin ist, dass man mehr Schüsse blocken und vor dem Tor kompakter stehen muss“. Doch eigentlich „hat uns Ingolstadts Torwart überhaupt nicht interessiert. Wir haben es ihm zu leicht gemacht.“

Münchner Fehler hätten nicht nur im eigenen Abschluss stattgefunden: Der EHC gab eine 3:2-Führung aus der Hand, Ingolstadt landete in seiner Schlussoffensive einen Doppelschlag. Kastner ärgerte sich: „Wir waren unkonzentriert, selber schuld, haben den Sieg hergeschenkt.“ Die Stimmung in der Kabine daher: „Bescheiden.“

Die Ingolstädter verließen München indes beschwingt. Aber alle inklusive Jung-Torwart Stettmer, schon fokussiert auf den Fortgang der Finals. Er werde, kündigte Stettmer an, „mich in die Eistonne setzen und schön durchmassieren lassen“. Feiern kann er sein Debüt derzeit nicht – „aber wenn wir die Meisterschaft holen, dann tagelang.“ Noch so ein großer Satz.

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