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Der Berg wird immer höher

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Von: Günter Klein

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Als Psychologe gefragt: ERC-Ingolstadt-Coach Mark French.
Als Psychologe gefragt: ERC-Ingolstadt-Coach Mark French. © dpa

Der ERC Ingolstadt steht im Finale gegen München nach zwei Pleiten mit dem Rücken zur Wand.

Mark French ist ein kreativer Typ, das zeigt schon seine Brille. Er kann sie vorne öffnen und mit einem Magneten wiederverschließen – Spezialanfertigung für den 51-jährigen Coach des ERC Ingolstadt, einen studierten Psychologen. Auf French, in seinem ersten Jahr in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) als bester Trainer ausgezeichnet, kommt es jetzt, vor dem dritten Spiel der Finalserie am Dienstag (19.30 Uhr, Magentasport) in München, an. Bisher ist die Serie für sein Team nicht nach Wunsch verlaufen. Erstes Spiel: so nahe dran (1:2). Zweites Spiel: so weit weg (1:7). Alle Hoffnungselemente vom Freitag am Sonntag binnen weniger Minuten vom EHC München pulverisiert. „Aus Fehlern lernt man“, sagt French und nimmt zuvorderst sich in die Pflicht: „Der Trainerstab und die Spieler müssen besser sein, um in Spiel drei Lösungen zu finden.“

Torhüter sind ein Problem

Er wird das 1:7 im Video zerlegen, überlegen, „wie wir hinter die Abwehr von München kommen“, er wird „Schwächen im Puck-Management“ ansprechen und versuchen, die Emotionen richtig einzustellen. Und er wird hoffen müssen: Dass seine Spieler mental robust genug sind, dass sie „ein kurzes Gedächtnis haben“ und die Niederlagen verdrängen. Vor allem aber brauchen French und Ingolstadt einen wettbewerbsfähigen Torhüter.

Das ist die Lage: Michael Garteig fehlte mit Knöchelverletzung, der Kanadier saß auch am Sonntag auf der VIP-Tribüne. Kevin Reich, der Vertreter, war famos im Halbfinale und solide am Freitag in München. Am Sonntag war nach 14 Minuten und vier teils schwer erklärlichen Gegentreffern Schluss. Wegen einer Verletzung – oder aufgrund einer Erkrankung? Beim Warmup-Fußball vor der Halle hatte Reich noch gewirkt, als wäre er gut drauf. Für ihn kam jedenfalls Jonas Stettmer, 21, normal Ersatztorwart bei den Ravensburg Towerstars, dem Finalisten der DEL2. Hinter ihm gibt es nur noch Erik Eder, 17, aus der Ingolstädter Jugend. French will die Aussichten auf einen Einsatz von Reich „nicht kommentieren“ – das ist Playoff-Usus.

Zehn EHC-Siege am Stück

Der EHC München hat sich gefunden in dieser Finalserie, nachdem Trainer Don Jackson im ersten Match noch über ein „niedriges Energielevel“ geklagt hatte. Zwei Tage später war alles paletti: „Sehr gut angefangen, gute Mitte, auch am Schluss hat alles gestimmt.“ Vor zwei Jahren hatte er einen Karriere-Tiefpunkt gegen Ingolstadt erlebt: Aus im Viertelfinale (damals coronabedingt nur Best of Three). „Das war ein brutaler Schlag ins Gesicht und ein Punkt, wo wir uns hingesetzt haben“, blickt EHC-Sportchef Christian Winkler zurück. Ergebnisse gegen Ingolstadt seitdem: 6:3, 4:3, 4:0, 9:1, 3:1, 6:3, 3:2, 3:1, 2:1, 7:1 – zehn Siege am Stück, 47:16 Tore.

Trotzdem begegnet der Hauptrundenerste München dem Hauptrundenzweiten Ingolstadt weiterhin mit Vorsicht. „Eishockey ist nie entschieden, das ist ja das Verrückte“, so Verteidiger Konrad Abeltshauser. „Nach einer verrückten Anfangs- kann es eine noch verrücktere Schlussphase geben. Spiel drei wird ganz anders, vielleicht ein 1:0 oder 6:5.“ Klar sei aber: „Es wird mit jedem Spiel schwieriger für unseren Gegner, der Berg wird immer höher.“

Ingolstadt wurde bislang einmal Meister. 2014 – nach einem 0:2-Rückstand (gegen Köln). Historie, die hoffen lässt. Nach einem 0:3 fiele aber wohl auch dem findigen Mark French nichts mehr ein.

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