Bo Subr, Trainer der Löwen Frankfurt: „Du brauchst auch Schlaglöcher“

Bo Subr, Cheftrainer des Eishockeyzweitligisten Löwen Frankfurt, über den starken Start, die Notwendigkeit von Niederlagen und den langen Weg zum Traumziel Aufstieg.
Herr Subr, Ihre ersten 100 Löwen-Tage seit dem Trainingsbeginn Mitte August sind vorbei. Zufrieden?
Ja, wir können sehr zufrieden sein damit, wo wir stehen. Vor allem unter diesen Umständen, nach einer schwierigen Vorbereitung mit Corona-Fällen und anderen Schwierigkeiten. Wir hatten einen starken Start und dann ein kleines Tief.
Was ist die größte Herausforderung für einen Trainer, wenn es so gut läuft wie bei den sieben Siegen in den ersten sieben Spielen?
Die größte Herausforderung ist dann, in der Spur zu bleiben, das gilt auch für die Spieler. Besonders auch im Erfolg muss man aufpassen, dass man gerade die kleinen Dinge richtig weitermacht, die einem zu dem guten Start verholfen haben.
Hat es für einen Trainer also auch gute Seiten, wenn wie nach dem Super-Start auch mal ein paar Spiele verloren gehen?
Natürlich wollen wir jedes Spiel gewinnen. Aber wenn unterwegs keine Schlaglöcher sind, können dir am Ende der Saison jede Menge Schwierigkeiten begegnen. Also ist es gut, diese Schlaglöcher zu haben, die brauchst du. Wir können daran aufzeigen, auch im Detail, was nicht funktioniert, lernen, wo wir uns verbessern müssen und sicherstellen, dass wir in der Spur bleiben, jeden Tag, in jedem Spiel.
Können Sie ein Beispiel für so ein Detail nennen?
Die größte Thema ist wahrscheinlich das mit der Komfortzone. Man ist vielleicht versucht, ein bisschen zu schön zu spielen, wenn es so gut läuft. Aber man muss dann darauf achten, es einfach zu halten, bei einfachen Spielzügen zu bleiben statt für die Highlight-Zusammenfassung zu spielen. Dazu gehört auch, gut mit dem Puck umzugehen und nicht unnötige Chancen gegen uns zu verursachen.
Was können die Löwen jetzt schon gut?
Ich denke, wir sind richtig gut in unserem Spiel mit dem Puck, im Erschaffen von Torchancen. Wir sind auch sehr viel schneller geworden im Umschalten von Abwehr auf Angriff. Auch defensiv sind wir besser geworden, aber das ist einer der Punkte, an denen wir noch arbeiten müssen. Wir müssen schon sehen, dass wir, wenn wir den Puck verlieren, ihn auch wieder zurückerobern. Da geht es auch um die Kommunikation, die Absprachen auf dem Eis. Aber ich denke, wir sind insgesamt auf einem guten Weg.
Zur Person
Bo Subr ist schon viel herumgekommen in der Eishockeywelt. Vor allem in Nordamerika, aber auch in Frankreich, Schweden, Norwegen, Serbien und den Niederlanden, wo die Karriere des Spielers endete und die des Trainers begann. Seit dieser Saison ist er Headcoach der Löwen Frankfurt in der DEL 2. Subr lebt mit Frau und Töchtern in Bad Homburg. (FR)
Was ist Ihr Eindruck von der Liga, nachdem Sie gegen alle Teams mindestens einmal gespielt haben?
Vor allem schauen wir auf uns, dass wir unsere Sachen richtig machen. Aber natürlich achten wir auch auf das, was in der Liga passiert. Es gab ja ein schon ein paar Überraschungen, dass einige höher gehandelte Mannschaften schlechter dastehen und dafür andere weiter oben sind als gedacht. Das Wichtigste in dieser Liga ist: Du darfst nie nachlassen, in keinem Spiel.
Über die spielerischen Qualitäten Ihres Teams haben wir gesprochen. Wie wichtig sind für den Erfolg andere Faktoren wie beispielsweise die Fitness?
Gerade am Ende der Saison wird es darauf ankommen, dass wir genug Energie haben und körperlich voll in Schuss sind. An der Fitness arbeiten wir sehr planmäßig. Gerade jetzt, wo so viele Spiele anstehen und der eine oder andere eine kleinere Verletzung mit sich herumschleppt, müssen wir darauf achten, die Jungs so gesund wie möglich zu halten.
Das Traumziel ist der Aufstieg, der Weg aber ist lang. Worauf kommt es an?
Das größte Ziel ist es natürlich, die Meisterschaft zu gewinnen und aufzusteigen. Wir setzen uns aber über die ganze Zeit, für jede Phase schon Ziele, als Team und individuell. Für uns ist es wichtig, diese Ziele zwischendrin zu erreichen, und jeden Schritt auf dem Weg zu machen, um am Ende der Saison das beste Team zu sein, das wir sein können.
Was sind denn solche kleine Ziele unterwegs?
Natürlich immer die drei Punkte aus dem nächsten Spiel (lacht). Nein, es geht da zum Beispiel um die Special Teams: eine bestimmte Prozentzahl im Powerplay und in Unterzahl. Oder die Zahl der Tore, die wir im Durchschnitt schießen wollen, der Schüsse von uns und gegen uns. Wir setzen uns Ziele und dafür auch Fristen – wie schon auch die Anzahl von Spielen, die wir in einer bestimmten Zeitspanne gewinnen wollen. Und natürlich steht das Traumziel über allem. Wenn man aber auf der dritten Sprosse schon an das Ende der Leiter denkt, ist das noch ein weiter Weg.
I nterview: Markus Katzenbach