Zeiten- und Zinswende gemeistert
Das Terzett auf der Kapitänsbrücke der Sparkasse Oberhessen - die Vorstände Frank Dehnke (Vorsitzender), Thomas Falk (Stellvertreter) und Roman Kubla - hat am Dienstag gute Zahlen für das zurückliegende Geschäftsjahr vorgelegt. Trotz der Folgen von Corona und der Auswirkungen des Ukraine-Krieges sei die Sparkasse mit ruhiger Hand durch unsicheres Fahrwasser gelangt, sagte Vorstandschef Dehnke.
Er lobte die finanzielle Standfestigkeit des Mittelstands in Wetterau und Vogelsberg: „Die für den Herbst befürchtete Insolvenzwelle ist ausgeblieben.“ Die Bilanzsumme des Geldinstituts stieg auf knapp sechs Milliarden Euro, der Kreditbestand wuchs um 364 Millionen Euro auf über 4,3 Milliarden Euro. Für die Investitionen des Mittelstands stellte die Sparkasse über 1,8 Milliarden Euro zur Verfügung. Die Kunden haben 4,8 Milliarden Euro angelegt, das sind 375 Millionen Euro mehr als im Vorjahr.
In den vergangenen Jahren sei man mit Einlagenwünschen der Kunden gerade bei Tagesgeldern nahezu überschwemmt worden. So stieg 2022 die Anlagesumme in diesem Bereich um 20 Prozent auf über 1,8 Milliarden Euro. „Die Kunst ist es, Einlagen und ausgegebene Kredite in ein gesundes Verhältnis zu bringen“, erläuterte Dehnke.
Es werde derzeit darüber berichtet, dass Banken und Sparkassen auf ihre Wertpapieranlagen wegen gefallener Kurse Abschreibungen vornehmen müssten und auch ans Eingemachte, also ans Eigenkapital, gingen und Reserven auflösten. „Das ist bei uns nicht der Fall. Unsere ausgegebenen Kredite und Kundeneinlagen halten sich nahezu die Waage, wir haben unsere Wertpapieranlagen durch kluge Zinssicherungsgeschäfte abgesichert und können 2022 trotz handelsrechtlich vorgeschriebener Abschreibungen auf Wertpapiere einen Gewinn von rund 1,5 Millionen Euro ausweisen“, sagte Dehnke.
Die Zinswende ist nach Ansicht von Roman Kubla für Anleger zunächst eine gute Nachricht. So gebe es auch bei der Sparkasse wieder die Sparkassenbriefe mit unterschiedlichen Laufzeiten und Termingelder für kürzer laufende Anlagen. Auf keinen Fall werde man auf den Zug der Lockangebote bei Tagesgeldern aufspringen. Beim Wertpapiergeschäft habe man ein Wechselbad der Gefühle hinter sich. Die Zahl der Wertpapierdepots bei der Sparkasse stieg um 600 auf 36 962. Das Anlagevolumen in Wertpapieren belief sich auf über 1,4 Milliarden Euro.
Zu den Turbulenzen gesellte sich eine Zeitenwende am Immobilienmarkt. Die Zinserhöhungen haben den zwölfjährigen Boom beendet. Trotzdem steigerte sich die Zahl der bewilligten Baufinanzierungen 2022 um 9,3 Prozent auf 1720 Neukredite.
Die Zahl der Girokonten hat zugelegt: von 177 873 auf 180 331. „Dabei schätzt die Kundschaft das große digitale Angebot sowie den Komfort, bargeldlos und kontaktlos per App oder Karte zu bezahlen“, sagte Thomas Falk. Die Online-Banking-Quote liege bei fast 74 Prozent. mig