Wiesbadener Polizei wertet Videoüberwachung als Erfolg

135 Tatverdächtige sind im vergangenen Jahr mit Hilfe der Überwachungstechnik ermittelt worden – mehr als doppelt so viele im Vergleich zum Jahr 2020.
Ziemlich genau zwei Jahre ist es her, dass die neue Videoüberwachungsanlage in Wiesbaden installiert beziehungsweise in Teilen modernisiert worden ist. Wie oft, wenn solche Anlagen aufgebaut werden, gab es Widerstand und Diskussionen. Aus Sicht der Polizei ist die Kameraüberwachung, von ihr als Videoschutzanlage bezeichnet, ein wichtiges Instrument, um Straftaten zu verhindern oder sie aufzuklären. 135 Tatverdächtige und damit mehr als doppelt so viele wie im Jahr zuvor sind 2021 mit Hilfe der Anlagen ermittelt worden. Das geht aus der polizeilichen Kriminalstatistik hervor.
Kommunen dürfen öffentliche Straßen und Plätze nur dann überwachen, wenn es tatsächlich Anhaltspunkte gibt, dass dort aktuell und auch zukünftig Straftaten begangen werden. In Wiesbaden sind nach Angaben der Stadt und nach Auswertung von Daten durch die Polizei zwei Kriminalitätsschwerpunkte in der Innenstadt definiert worden: der Platz der Deutschen Einheit samt einigen angrenzenden Straßen und der Bahnhofsvorplatz einschließlich der Zuwegung zum ehemaligen Schlachthofgelände. Eine Befragung von Bürgerinnen und Bürgern habe die Polizeiergebnisse bestätigt: Beide Areale seien als Angsträume benannt worden.
Die Anlage
Die neue Videoüberwachungsanlage ist vor zwei Jahren installiert beziehungsweise in Teilen modernisiert worden. Offiziell in Betrieb gegangen ist sie im August 2020.
Die Anlage umfasst 75 Kameras an 19 Standorten in Bahnhofsnähe und am Platz der Deutschen Einheit.
Mit Hilfe der Videotechnik sind im vergangenen Jahr 135 Tatverdächtige ermittelt worden. Im Zeitraum März 2020 bis Februar 2021 waren es 57.
In 96 Fällen wurden die Verdächtigen aufgenommen als die Tat begingen, in 39 Fällen vor oder nach der Tat. diu
In den beiden Zonen sind an 19 Standorten 75 Kameras installiert. Zuletzt war im Januar dieses Jahres ein Kameramast am Faulbrunnenplatz errichtet worden. Weitere Beobachtungsbereiche oder Schutzzonen seien derzeit nicht geplant. Die Aufnahmen können an vier Standorten eingesehen werden: der Stadtpolizeiwache, dem 1. Polizeirevier, der Leitstelle des Polizeipräsidiums Westhessen und bei Bedarf in der polizeilichen Befehlsstelle der Brita-Arena. „Die Videoanlage gibt uns zusätzliche Augen“, sagt Susanne Rohlfing, stellvertretende Leiterin der Polizeidirektion Wiesbaden. Sie sei ein unabhängiger und neutraler Zeuge des Tatgeschehens. Polizistinnen und Polizisten, die die Bilder auswerten, beobachten, wo sich verdächtige Personen aufhalten, wo sich Straftaten anbahnen, wo Einsatzkräfte benötigt werden. Und sie dirigieren dann Kolleginnen und Kollegen über Funk zum Einsatzort.
253 Recherchen in den von den Kameras aufgezeichneten Bildern hat es im vergangenen Jahr gegeben. Das entspricht nach Angaben der Polizei einer Steigerung um 60 Prozent. In 135 Fällen konnten Tatverdächtige mit Hilfe der Aufzeichnungen ermittelt werden. Bei den Delikten handelte es sich unter anderem um ein Kapitaldelikt, 53 Körperverletzungen, acht Raubstraftaten, elf Diebstähle und vier Sexualstraftaten. Bei dem Kapitaldelikt, einem Messerangriff in einem Mehrfamilienhaus, den die Polizei als versuchten Totschlag wertet, sei die Überwachungsanlage unterstützend eingesetzt worden, sagt eine Polizeisprecherin. Ein Tatverdächtiger sei ermittelt worden. Als Anfang November ein Mann auf dem Platz der Deutschen Einheit von zwei zunächst Unbekannten brutal attackiert und am Boden liegend getreten wurde, konnte einer der Männer dank der Videobilder in der Nähe des Tatorts festgenommen werden.
Das Fazit der Stadt fällt ähnlich positiv aus wie das der Polizei: Der Mehrwert einer solchen Anlage für die Arbeit der Gefahrenabwehrbehörden sei deutlich erkennbar.