Wiesbadener Hilfsverein kauft Material für die Ukraine beim Großhändler ein
Aus den spontanen Fahrten an die polnische Grenze sind geplante Transporte an feste Partner geworden. Das Engagement der Menschen ist ungebrochen hoch.
Der private Verein ‚Wiesbaden hilft‘ schickt gerade den nächsten Konvoi los. Ein Lastwagen soll Verbandsmaterial und Medikamente für die Krankenhäuser in der Ukraine an eine spezielle Adresse in Polen transportieren. Anders als in den ersten Wochen nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine verlaufen die Hilfsaktionen von Freiwilligen geordneter. „Unsere Arbeit wird stärker, wir bekommen immer neue Helfer, und die Strukturen sind besser organisiert und verstetigen sich“, berichtet Emanuel Gehrmann, der zu den Personen gehört, die den Verein gründeten. Mit den ersten Konvois hat der Verein 14 Tonnen Spendengüter an die polnisch-ukrainische Grenze geschafft und auf dem Rückweg 57 Geflüchtete nach Deutschland gebracht.
Sind die Helferinnen und Helfer anfangs noch auf eigene Faust losgefahren, um private Spendensammlungen abzuliefern, gibt es nun zentrale Anlaufstellen in Polen und anderen Ländern, die zuvor genaue Angaben über die gebrauchten Produkte machen. Windeln werden gebraucht, Babynahrung und Toilettenartikel. In einem Lager in der Gibber Straße im Wiesbadener Stadtteil Biebrich sammelt ‚Wiesbaden hilft‘ zunächst die Spenden. „Die Sachspenden von privat werden weniger. Wir versuchen jetzt von Großhändlern große Mengen an Material zu bekommen“, berichtet Gehrmann, der von Beruf selbstständiger Baumpfleger und Fachagrarwirt ist. Manche Großeinkäufer wie L’Oréal oder Global gewähren Rabatte für den guten Zweck, berichtet Gehrmann. Sobald sechs bis zehn Paletten gesammelt sind, kann es losgehen.
Anlaufpunkt ist ein Lager im polnischen Kattowitz, wo die Spenden sortiert und dorthin weitertransportiert werden, wo sie fehlen: in Lviv in der Ukraine oder auch in Warschau. „Wir haben in Polen ein gutes Netzwerk aufgebaut“, erzählt Gehrmann.
Das gute Netzwerk ist auch etwas, das die Hilfsaktionen der ersten Tage von den jetzigen unterscheidet. ‚Wiesbaden hilft‘ arbeitet eng mit dem ukrainischen Verein aus Mainz zusammen. Die Transporte, die einer der beiden Vereine gen Osten schickt, haben zumeist auch Spenden des anderen Vereins geladen.
Mitglieder der Gruppe ‚Syrische Freiwillige in Deutschland‘ begleiten die Transporte. Logistikunternehmen stellen Lastwagen und Fahrer, ohne eine Rechnung zu stellen. Damit die Konvois pünktlich starten können, werden zur besseren Planungssicherheit Verträge mit den unterstützenden Unternehmen geschlossen.
Die Stadt Wiesbaden organisierte kürzlich ein Zoom-Meeting, damit sich die freiwilligen Helfergruppen besser koordinieren können. Gehrmann berichtet von 38 Teilnehmer:innen. Er sagt: „Die von Privatleuten organisierte humanitäre Hilfe ist wichtig. Wir machen weiter.“