Wiesbadener Entsorger testet Elektro-Großbagger

Zum ersten Mal wird in der Rhein-Main-Region eine solche Großmaschine eingesetzt. Sie tankt über ein Kabel Strom aus der Steckdose.
Dass es sich um eine Premiere handelt, ist beim Anblick des Baggers zunächst nicht zu erkennen. Aber es ist zu vernehmen, wenn er angelassen wird. Kein Rattern und Dröhnen eines Dieselmotors. Stattdessen arbeitet der MH 24 der Firma Zeppelin Baumaschinen ruhig – und emissionsfrei. Die Entsorgungsbetriebe der Landeshauptstadt Wiesbaden (ELW) sind das erste Unternehmen in der Rhein-Main-Region, das solch eine elektrifizierte Großmaschine – nach Herstellerangaben aktuell die größte auf dem deutschen Markt – betreibt. Deutschlandweit sind es inzwischen zehn.
Seit Anfang des Jahres steht der mobile E-Bagger auf der Deponie Dyckerhoffbruch in der Umschlaghalle für Altpapier. 500 bis 700 Tonnen Papier kommen dort pro Woche an und werden auf Lastwagen verladen, die es zur Papierfabrik nach Aalen bringen.
Angetrieben wird der E-Bagger mit Strom, den die ELW auf dem Deponiegelände in Blockheizkraftwerken und mit Hilfe von Photovoltaikanlagen erzeugen. Neun Millionen Kilowattstunden waren es im vergangenen Jahr.
„Für den Halleneinsatz ist der E-Bagger ideal“, sagt Christian Orth, Sachgebietsleiter Deponiebetrieb. Er lärmt nicht, er bläst keine Abgase in die Halle. Das Feedback sei bislang positiv. „Es ist ein anderes Arbeiten, es macht Spaß.“ Elektrifizierte Baumaschinen eröffnen neue Möglichkeiten: Sie können, weil sie leiser sind, zum Beispiel nachts eingesetzt werden. Zudem geben sie kaum Abwärme ab; die Gefahr von Funkenflug besteht auch nicht. Das vereinfacht den Umgang mit Material, das sich entzünden kann.
Längst beschränkt sich der Einsatz alternativer Antriebe nicht nur auf Autos oder Busse. Wiesbadens Entsorger verfügt beispielsweise über eine elektrisch angetriebene Großkehrmaschine, eine Kleinkehrmaschine und zwei Kabinenwagen. Geplant ist die Anschaffung von drei E-Müllwagen. Der bestellte Wasserstoffmüllwagen soll demnächst geliefert werden. Zur E-Flotte gehören außerdem 22 Autos, vier weitere sind bestellt.
Nachhaltigkeit sowie der Schutz von Klima und Umwelt sind wichtige Gegenwarts- und Zukunftsthemen. Die Hersteller testeten derzeit Großmaschinen wie Bagger im Batteriebetrieb, berichtet Rebekka Pfaff von der Firma Zeppelin Baumaschinen. Serienreife hätten diese Modelle noch nicht erreicht. Die Herausforderung sei, Maschinen zu entwickeln, die einen Arbeitstag lang eingesetzt werden können, ohne sie zwischendurch aufladen zu müssen.
Bei kleineren Geräten sei das gelungen. „Wir liefern die ersten kleineren Radlader und Minibagger mit Batterien aus.“ Kommunen und kommunale Betriebe sowie innovative Unternehmen seien die Hauptkundschaft für die elektrifizierten Baumaschinen. Dass sich die ELW für einen E-Bagger entschieden hätten, sei deshalb ein Statement für die Region.