Es geht um Geldsummen in Höhe von 500 Euro, die er von Mietinteressenten eingefordert und in manchen Fällen auch erhalten haben soll, um sie bei der Wohnungsvergabe zu berücksichtigen. Im Zuge der Ermittlungen waren kurz vor Weihnachten 2022 Geschäftsräume bei Molitor und Gerichs Privatwohnung durchsucht worden. Laut Staatsanwaltschaft wurden „umfangreiche Beweismittel sichergestellt“. Der Wiesbadener Kurier hatte zuerst berichtet.
Gerich hatte am 31. März auf seiner Facebookseite bekanntgegeben, dass seine Beschäftigung bei Molitor ende und er künftig bei Taunus-Wunderland arbeite. Eine Sprecherin des Immobilienunternehmens bestätigt ein Ermittlungsverfahren und staatsanwaltliche Durchsuchungen in ihrem Hause, ohne die Beschuldigten namentlich zu nennen.
Die Staatsanwaltschaft Koblenz teilt mit, dass Ermittlungen gegen einen ehemaligen Angestellten einer im Raum Mainz ansässigen Immobilienfirma wegen des Verdachts der Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr laufen. Außer gegen ihn werde gegen eine weitere Person wegen des Verdachts der Bestechlichkeit und der Anstiftung zum Betrug ermittelt. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass sich die beiden Verdächtigen eine fortlaufende Einnahmequelle sichern wollten.
Sven Gerich hat den Verdacht der Bestechlichkeit zurückweisen lassen. „Wir werden nach Durchführung der Akteneinsicht die Einstellung des Verfahrens beantragen“, teilte seine Anwältin Ute Bottmann am Mittwoch mit. Ihr Mandant bestreite die Vorwürfe.
Gerich ist bereits vorbestraft, weil er in seiner Zeit als Oberbürgermeister in der Kuffler-Affäre 2020 wegen Vorteilsnahme in zwölf Fällen zu einer fünfstelligen Geldstrafe verurteilt wurde. Er hatte Einladungen beim Seniorchef des Gastrounternehmens Kuffler angenommen, das in Wiesbaden auf städtische Vergaben angewiesen war.
Gerich wollte sich auf Anfrage der Frankfurter Rundschau nicht zu den aktuellen Vorwürfen äußern.