1. Startseite
  2. Rhein-Main
  3. Wiesbaden

Wiesbaden widmet Oscarpreisträger Schlöndorff eine Ausstellung

Erstellt:

Von: Diana Unkart

Kommentare

Begleitend wird eine Reihe mit eigens von Volker Schlöndorff ausgewählten Filmen gezeigt. Rolf Oeser
Begleitend wird eine Reihe mit eigens von Volker Schlöndorff ausgewählten Filmen gezeigt. Rolf Oeser © Rolf Oeser

Drehbücher, Fotos, Filmsequenzen: In der Schau gibt es Dinge zu sehen, die bislang noch nicht gezeigt wurden.

Das Verhältnis von Regisseur und Oscarpreisträger Volker Schlöndorff zu seiner Geburtsstadt Wiesbaden war nicht immer frei von Vorbehalten: „Wiesbaden in den 1950er-Jahren – das war der Ort, von dem man fliehen wollte.“ Früh verließ er das piefige Nachkriegsdeutschland, ging nach Frankreich, später nach Hollywood und schloss schließlich Frieden mit seiner Heimatstadt, die er regelmäßig besucht und die ihm nun eine besondere Ausstellung widmet.

„Volker Schlöndorff. Von Wiesbaden in die Welt“ lautet ihr Titel. Schlöndorff hat sie sich am Mittwoch noch vor der offiziellen Eröffnung angesehen. „Das allermeiste hatte ich vergessen“, erzählt er nach dem Besuch im Bellevue-Saal. An die Briefe, die er als Schüler geschrieben habe, habe er sich nicht mehr erinnern können. „Ich war völlig überwältigt. Da wird ein ganzer Mensch dokumentiert.“

Archiv in Frankfurt

Die ausgewählten Objekte zeigten nicht nur den privaten Schlöndorff, sondern dokumentierten auch die Arbeiten, bevor ein Film auf die Leinwand komme, sagt Hans-Peter Reichmann. Der langjähriger Archivleiter und heutige Senior Curator des Deutsches Filminstituts & Filmmuseums (DFF) Frankfurt hat die Schau in Wiesbaden kuratiert. Er kennt Schlöndorff seit 1992. Damals hatte der Regisseur einen Umzug zum Anlass genommen, einen Teil seines Archivs und der Archive von Regisseur Reinhard Hauff und Produzent Eberhard Junkersdorf nach Frankfurt zu bringen und dem DFF als Leihgaben zu überlassen. Die drei hatten 1973 gemeinsam die Bioskop Film GmbH gegründet, die als eine der wichtigsten Produktionsfirmen des Neuen Deutschen Films gilt. Nun übereignen sie ihre „Vorlässe“ dem DFF, das gab das Filminstitut am Mittwoch bekannt. Die Stadt Wiesbaden hat sich an der Finanzierung beteiligt und will eine Dauerausstellung einrichten.

Hans-Peter Reichmann ist für Schlöndorff erstmals zum Regisseur geworden. Am Beginn der Ausstellung wird ein Dokumentarfilm gezeigt – Schlöndorff an den prägenden Orten seiner Kindheit und Jugend in Wiesbaden: in Biebrich, wo der 1939 geborene Sohn des Hals-Nasen-Ohren-Arztes Georg Schlöndorff die ersten fünf Lebensjahre verbrachte bis seine Mutter 1944 bei einem Brand starb. Danach zog die Familie nach Schlangenbad. Weitere Stationen des Films sind unter anderem die Gutenbergschule oder die Caligari-Filmbühne.

„Meine filmischen Wurzeln liegen in Wiesbaden“, sagt Schlöndorff. In den Kinos, im Caligari, im Apollo oder im Walhalla entdeckte er die Welt des Films, die er erobern wollte. In den Filmstudios „Unter den Eichen“ erlebte er jedoch einen herben Rückschlag, als der Kopierwerksleiter in breitem Hessisch dem Vater riet, der Bub solle besser einen anständigen Job lernen.

Und dann hing kurz darauf, Fügung vielleicht, dieser Zettel in der Schule, auf dem ein dreimonatiger Sprachkurs in Frankreich angeboten wurde. Ich wollte nur eines: weg“, erinnert sich Schlöndorff. Aus drei Monaten wurden zehn Jahre. 1980 war seine Günter-Grass-Verfilmung „Die Blechtrommel“ der erste deutsche Film, der den Auslandsoscar erhielt.

Fotos von Schlöndorff mit Oscar sind in der Ausstellung zu sehen und Glückwunschschreiben unter anderem von Spiegel-Herausgeber Rudolf Augstein, ein Ablehnungsschreiben der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft FSK zu seinem Film „Wen kümmert’s“, Fernsehpreise, Kalender, Drehbücher, Fotos von den Filmsets, „Dinge, die bislang noch nicht gezeigt worden sind“, verspricht Kurator Reichmann.

Parallel zur Schau wird eine Filmreihe mit eigens von Volker Schlöndorff ausgewählten Filmen in der Caligari-Filmbühne, dem Murnau-Filmtheater sowie dem Kommunalen Kino Weiterstadt gezeigt. Die Auswahl, sagt er, sei „eine verknappte Liebeserklärung ans Kino“.

Die Ausstellung „Volker Schlöndorff. Von Wiesbaden in die Welt“ ist vom 19. Mai bis zum 18. Juni im Bellevue-Saal, Wilhelmstraße 32, zu sehen. Geöffnet ist sie dienstags bis freitags von 11 bis 19 Uhr, samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt.

Auch interessant

Kommentare