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Wiesbaden: Verein verteilt kostenlose Lebensmittel

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Von: Andrea Rost

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Franziska Wendrich verteilt regelmäßig kostenlose Lebensmittel an Menschen in Wiesbaden.
Franziska Wendrich verteilt regelmäßig konstenlose Lebensmittel an Menschen in Wiesbaden. © Renate Hoyer

Was Supermärkte und Bäckereien aus ihren Regalen aussortiert haben, verteilt der Verein „Lebensmittelrettung“ kostenlos an Bedürftige im ganzen Stadtgebiet. Jetzt wurde die Initiative mit dem Umweltpreis ausgezeichnet.

Die fünf roten Plastikkisten, die Franziska Wendrich auf dem Platz vor der evangelischen Johanneskirche in der Haubisserstraße aufgebaut hat, sind bis obenhin gefüllt: Karotten liegen drin, Auberginen, Rote-Beete-Knollen, Rispentomaten, Lauch, Salatgurken, kleine Säcke mit Kartoffeln und Zwiebeln, abgepackte Wurst, Fisch und jede Menge Tüten mit Brot und Brötchen. Auf vielen Verpackungen klebt ein rotes 50-Prozent-Schild. Verkauft haben die Supermärkte und die Bäckerei die Waren trotzdem nicht. Franziska Wendrich konnte alles mitnehmen für die Verteilaktion des Vereins „Lebensmittelrettung“, die pünktlich um 12 Uhr startet.

Einmal in der Woche decke er sich auf diesem Weg mit kostenlosen Lebensmitteln ein, sagt ein Mann. Er verdiene so wenig, dass er sein Gehalt mit Hartz-IV-Leistungen aufstocken müsse. „Ich könnte auch zur Tafel gehen“, sagt der Familienvater. „Aber hier bei den Lebensmittelrettern ist alles entspannter.“

Franziska Wendrich drückt niemandem vorgepackte Tüten in die Hand. Wer kommt, kann selbst entscheiden, was er mitnehmen möchte. Schokolade, Grillfleisch und Gemüse wandern in den Rucksack des Wiesbadeners. Die beiden Frauen, die neben ihm stehen, packen Nektarinen und Bananen in ihre Einkaufstaschen, dazu Kartoffeln, Zwiebeln, Gemüse und Aufbackbrötchen. „Damit ist unsere sechsköpfige Familie für eine ganze Woche gut versorgt“, sagt eine von ihnen. Ihr Mann habe einen Vollzeitjob. „Aber es reicht finanziell hinten und vorne nicht.“ Seit zwei Monaten komme sie zu den Verteilaktionen. „Das hilft uns ungemein.“

Ehrenamtliche haben den Verein „Lebensmittelrettung“ vor fünf Jahren in Wiesbaden gegründet, jetzt hat die Initiative den mit 1500 Euro dotierten Umweltpreis der Stadt erhalten. Franziska Wendrich ist von Anfang an dabei, engagiert sich im Vorstand. In ihrer Freizeit verteilt die Vertriebsmitarbeiterin eines Automobilherstellers aussortiertes Brot, Obst und Gemüse, das sie zuvor in kleineren Läden abgeholt hat. Sie könnte mehr Spenden gebrauchen, sagt sie. Große Handelsketten arbeiteten oft nur mit der Tafel zusammen. „Da bleibt für uns wenig übrig.“

Alle, die im Verein mithelfen, machen das unentgeltlich, die Lebensmittel werden an vielen verschiedenen Orten im Stadtgebiet abgegeben. 500 Haushalte versorge der Verein mittlerweile, schätzt Franziska Wendrich. Bürokratische Hürden gebe es bei der Lebensmittelverteilung keine. Niemand müsse seine Bedürftigkeit nachweisen. „Wir sehen uns als Ergänzung zur Tafel, möchten eine Versorgungslücke schließen“, sagt die 42-Jährige.

Am Ende gehe es auch darum, ein Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung zu setzen. Zu verhindern, dass Essbares entsorgt wird, nur weil das Haltbarkeitsdatum fast überschritten ist oder Obst und Gemüse nicht mehr schön genug aussehen, um im Supermarktregal zum Verkauf angeboten zu werden.

Wer eine Mail schickt an info@ lebensmittelrettung-wiesbaden.de, wird über Verteilaktionen informiert.

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