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Wiesbaden: Thermine rollt wieder durch die Stadt

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Von: Andrea Rost

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Andreas Wagner vor der Wiesbadener Touristikbahn Thermine, die er seit 2004 erfolgreich betreibt.
Andreas Wagner vor der Wiesbadener Touristikbahn Thermine, die er seit 2004 erfolgreich betreibt. © Michael Schick

Saisonbeginn für die Touristikbahn Thermine: Im Stundentakt geht es zur „Tour de Wiesbaden“. Auch Sonderfahrten nach Biebrich zur Henkell-Sektkellerei stehen auf dem Programm.

Die Glocke der Marktkirche schlägt zur halben Stunde. Die Türen der beiden Waggons der kleinen roten Bimmelbahn werden geräuschvoll geschlossen. Fahrer Wolfgang Schindler ans Steuer der Thermine und startet die Tour durch die Landeshauptstadt. Ein bisschen rumpelig geht es über das Pflaster der De-Laspée-Straße, dann biegt die Bahn in die Friedrich-Straße ein und fährt über die Wilhelmstraße, vorbei an Landestheater und Kurhaus zur Parkstraße, von wo aus sich Ausblicke in den historischen Kurpark bieten.

Spätestens an dieser Stelle tun sich für all jene, die die Stadt vor allem vom Einkaufen in der Fußgängerzone kennen, neue Welten auf. Historische Villen säumen die Straßen, die hoch zum Sonnenberg führen. „Nizza des Nordens“ wurde Wiesbaden einst genannt. Im 19. Jahrhundert galt die Stadt zwischen Taunus und Rhein mit ihren Thermalquellen als Weltkurort. Gekrönte Häupter kamen ebenso wie berühmte Künstler.

Die Informationen, die Thermine-Betreiber Andreas Wagner für die Fahrgäste zusammengestellt hat, sind kurzweilig: 3000 Goldrubel soll der russische Dichter Fjodor Dostojewski in der Wiesbadener Spielbank verloren haben, erfährt man über den Lautsprecher. Sein Roman „Der Spieler“ zeugt davon. Johannes Brahms komponierte in einem der prächtigen Historismus-Gebäude an der Schönen Aussicht seine dritte Symphonie.

Die Dienstvilla des hessischen Ministerpräsidenten liegt an der Strecke, die die kleine Touristikbahn durch das edle Wohnviertel nimmt. Linkerhand blickt man auf die Wiesbadener Altstadt und zum Neroberg, wo die goldenen Zwiebeltürme der russisch-orthodoxen Kirche in der Sonne leuchten.

Rund neun Kilometer lang ist die „Tour de Wiesbaden“, sie dauert etwa 50 Minuten. Passiert werden auch die Taunusstraße mit vielen Kunstläden, der Schlossplatz, der Landtag und die benachbarte neugotische Marktkirche. Dann kehrt der Zug wieder an seinen Ausgangspunkt am Markt schräg gegenüber der Touristikinformation zurück.

Andreas Wagner hat das Projekt „Thermine“ im Jahr 2004 begonnen. Der 62-Jährige hat mit seiner Frau ein Unternehmen für Spezialtransporte, bei dem er sich mittlerweile aus dem operativen Geschäft zurückgezogen hat, um sich nur noch um sein Herzensprojekt zu kümmern, die Wiesbadener Touristikbahn. Eine Durststrecke habe er überwinden müssen, ehe Thermine erfolgreich lief, räumt Wagner ein. Vor allem an den Wochentagen seien zunächst kaum Leute mitgefahren. Mittlerweile setzt Wagner an Wochenenden im Sommer sogar zwei Züge ein. Die rote Thermine und die blau-weiße Lili sind beide vom Marktführer Dotto gebaut – mit geräusch- und schadstoffarmen 150- beziehungsweise 170-PS-Motoren.

35 000 Fahrgäste pro Jahr zählte Andreas Wagner vor der Corona-Pandemie. Jetzt will er wieder an diese Erfolge anknüpfen. Seit Anfang April ist Thermine an sieben Tagen pro Woche im Stundentakt in Wiesbaden unterwegs. Es gibt neben der klassischen Tour durch die Stadt auch eine Hörspieltour für Kinder und eine Sondertour „Hessisch Gebabbel“.

Neu im Programm ist in dieser Saison eine Fahrt nach Biebrich zu Henkell-Freixenet mit Kellerführung. Nicht nur Touristi:innen nutzten die kleine Bahn, um die Stadt im Hop-on-hop-off-System kennenzulernen, freut sich Andreas Wagner. „Auch viele Wiesbadenerinnen und Wiesbadener sind gerne mit der Bahn unterwegs.“

Informationen über Fahrplan und Preise sowie Buchungen für Gruppen unter www. thermine.de

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